Deine Schulzeit
Was für ein Typ Schülerin warst du?
Ich war seit der Grundschule immer eine sehr ehrgeizige Schülerin. Im Gymnasium bemerkte ich dann recht bald, dass meine Stärken eher in Sprachen und in den sozialen und wirtschaftlichen Fächern lagen. In der 10.klasse war ich dann dennoch zu der festen Überzeugung gekommen, nach dem Abi Medizin zu studieren. Das war damals irgendwie "in" bei uns im Jahrgang. Als es dann ernster wurde und um die Wahl der Leistungskurse ging, hab ich mich nach einigen ernsthaften Diskussionen mit Fachbetreuern und Kollegstufenberatern gottseidank von meiner kuriosen Idee abbringen lassen: Die naturwissenschaftlichen Fächern lagen mir im Generellen nicht und wenn ich schon keine Lust auf Bio-LK hatte - so hab ich mir sagen lassen - wäre wohl die Wahl eines Medizinstudiums nochmal zu überdenken :) Blut sehen konnte ich übrigens auch noch nie und Krankheiten machten mir seit jeher Angst...wie dem auch sei: Die Vorstellung von mir im weißen Kittel mit einem Dr. Kürzel vor meinem Namen hab ich damals trotzdem nur schweren Herzens ad acta gelegt.
Schließlich entschied ich mich für Wirtschaft und Recht und Latein als LK. Während Latein ein Selbstläufer war, sprich, mir gute Noten ohne nennenswerten Aufwand bescherte, entdeckte ich mein wirklich ausgeprägtes Interesse für wirtschaftliche Zusammenhänge. Ich verstand auf einmal, was in den Nachrichten und im Wirtschaftsteil der SZ besprochen wurde. Obwohl die Noten des ganzen Kurses dank den überhöhten Ansprüchen unseres Lehrers zu wünschen übrig ließen, war für mich klar, dass ich etwas in diese Richtung studieren wollte.
Was hast du nach deinem Schulabschluss gemacht?
Trotzdem war für mich ebenso klar, dass ich nicht sofort anfangen wollte. Ich hatte nämlich - seit ich denken kann - den Entschluss gefasst, dass ich unbedingt nach Amerika wollte. Einige Jährchen und organisatorische Überlegungen später habe ich mir diesen Wunsch dann mit einem 6 monatigen Work & Travel Aufenthalt in Kanada und einer anschließenden 2 monatigen Reise durch die USA erfüllt. Arbeiten kann man in den USA in der Form leider nicht. Dieses Jahr Auszeit war die beste Entscheidung meines Lebens. Abgesehen von den Sprachkenntnissen hat mich keine Erfahrung bisher in dieser Form persönlich reifen lassen. Vom Gymnasium im 700-Mann Dorf als Backpackerin in Kanada Arbeit suchen und alleine durch die USA reisen hat zwar die eine oder andere unangenehme Erfahrung mit sich gebracht. Dennoch hat mich dieses Erlebnis zu jedem Zeitpunkt gefordert, genau diese Pragmatik zu entwickeln, die man fürs Leben so dringend braucht, aber in der Schule nicht lernt.
Wie war deine Studienzeit mit BWL an der LMU in München?
Du hast BWL an der LMU studiert, wie kam es dazu?
Meine Studiums Entscheidung war bereits davor gefallen und nach vielen Bewerbungszusagen entschied ich mich für den Klassiker BWL an der Massen-Uni LMU in München. Nicht die erste Priorität bezüglich der Studieninhalte - aber in der Nähe von meinem Zuhause! Das wollte ich nämlich nach meinem Auslandsaufenthalt nicht mehr so schnell dauerhaft verlassen. Der NC war bei 1,9, mit meinem Abi von 2,0 eine knappe Sache, aber gerade noch drin. Einzig abschreckend an der Entscheidung war der bedeutenden Schwerpunkt auf Mathe, den die LMU im BWL Studium legte. Das betraf sowohl die Auswahl der Fächer aber auch die konkrete Ausgestaltung der einzelnen Fächer. Ich sollte bald feststellen, dass man fast alles, was mit Wirtschaft zu tun hat, irgendwie ausrechnen kann - eine Tatsache, die mich noch zahlreiche Nächte im Studium kosten sollte.
Rückblickend würde ich mich sehr viel genauer mit der inhaltlichen Ausgestaltung eines Studiengangs auseinandersetzen, bevor ich mich für eine Uni entscheide. Das variiert in BWL oft bis zu 70%!
Was genau macht man im BWL-Studium und wie hast du es erlebt?
Wie war das Studium zu Beginn? "Mathe, Mathe, Mathe und Nervenzusammenbrüche" waren meine Eindrücke und die all derer, die Mathe nicht zu ihren Lieblingsfächern zählten. Als "Ein bisschen Rechnen und dabei coole Zusammenhänge entdecken" empfanden es die Leute, die schon im Gymnasium der Meinung waren, dass Mathe so ein praktisches Fach ist - da muss man ja nie was lernen :( Quintessenz der ersten Semester an der LMU: Freunde dich mit Mathe an, sonst gibt es kein Weiterkommen. Allerdings: wenn man das überlebt hat, kommt man im Hauptstudium in den Genuss, sich auszusuchen, ob man sich am Ende der Semester Ordner voll mit Zahlen ODER voll mit Wörtern einverleibt. Zweite Quintessenz: Lernen aufs Abi ist ein Klacks, gegen das, was man jedes Semester an Stoff zu bewältigen hat. Das Niveau und die Masse an Stoff habe ich an der LMU im Vergleich mit Erzählungen von Freunden an anderen Unika beides als sehr anspruchsvoll empfunden. Allerdings hat es auch was, wenn man die Personen als Professoren vor sich stehen hat, deren Namen man in der Bibliothek in allen möglichen Büchern wiederfindet. Ab und an auch im Handelsblatt! der süddeutschen Zeitung etc. Und natürlich in allen namhaften Wissenschaftsjournalen, die man spätestens bei der ersten Seminararbeit zur Genüge kennenlernt.
Was war im BWL Master anders als im BWL Bachelor?
Nachdem der Bachelor an der LMU eher verschult war, war der Master eine sehr interaktive Studienerfahrung. Wenn man sich mal durch die Aufnahmebedingungen geschlagen hat (GMAT, TOEFL, Professor-Empfehlungen, Auswahlgespräche) ist der Master an der LMU durchaus zu empfehlen. Viel Projektarbeit, und zwei große 3-4 monatige Projekte mit Praxispartnern. Das waren u.a. Siemens, Infineon, Fendt, EADS und viele weitere namhafte Unternehmen aus München. Für diese Projekte ging jeweils ein Team von 2-4 Studenten ca. 2 Tage die Woche zu den Projektpartnern vor Ort um dort als „externer“ Mitarbeiter bzw. Berater strategische Fragestellungen zu lösen. Die Ergebnisse werden abschließend vor den Führungskräften der Unternehmen und von dem Professor des zuständigen Lehrstuhls präsenteiert. Dafür gibt es dann meistens gute Noten =), und die Umsetzungsvorschläge werden von sehr vielen Unternehmen begeistert aufgenommen. Ich hatte auch die Möglichkeit nochmal ins Ausland zu gehen und absolvierte ein Semester an der EM Lyon in Frankreich. Abgesehen von den vielen tollen Erfahrungen, die ein Auslandssemester per se mit sich bringt, war auch die Business School eine tolle Erfahrung im Vergleich zu dem eher frontal geprägten Lehrsystem an der LMU. Da bekam man auf einmal wieder Hausaufgaben…und bekam am Ende des Semesters sogar eine Note für Mitarbeit! Wieder zurück in München ging es dann an die Master Arbeit. 6 Monate alleine vor sich hinschreiben ist sicherlich nicht jedermanns Sache und man kämpft oft an der eigenen Frustrationsgrenze. Mir hat das Thema wahnsinnig Spaß gemacht, weshalb ich es gut aushalten konnte. Allen, die sich vor 6 Monaten Bibliothek und endlosem Lesen von Artikeln scheuen, sei angeraten, die Masterarbeit in Zusammenarbeit mit einem Unternehmen zu schreiben. Der Praxisbezug macht alles abwechslungsreicher, und oft gibt’s auch noch Geld dazu.
Dein Job im Vertrieb einer Personalberatung
Letztendlich habe ich mein Studium erfolgreich beendet und mich spontan – da ich dort angeworben wurde – für einen Einstieg in der Personalberatung entschieden. Ich hatte das Unternehmen bereits auf einer Univeranstaltung kennengelernt und mich schon damals für die Position im Vertrieb begeistert. Bei der Personalberatung bin ich jetzt für die Akquise von Kunden verantwortlich, die ich bei der Besetzung von Stellen im Finance & Accounting Bereich unterstütze. Neben der Kundengewinnung bin ich auch für die Rekrutierung geeigneter Kandidaten verantwortlich. Nach den ersten 3 Monaten kann ich so viel sagen: Sie Arbeit ist sehr abwechslungsreich, an Akquise muss man sich gewöhnen, aber es macht großen Spaß. Alles in allem ist die Arbeit hier sehr durchgetaktet und wird viel stärker von den Führungskräften gesteuert, als man sich das als Absolvent nach der Uni vorstellen kann. Das ist nicht immer angenehm, aber in jedem Fall sehr lehrreich und man lernt mit seiner Zeit sehr behutsam umzugehen, da man andernfalls einfach nicht genug davon hat!