Deine Schulzeit
Was für ein Typ Schüler warst du?
In der Schule war ich für die Lehrer eine ziemlich einfache Schülerin. Tendenziell eher ruhig und aufmerksam dort, wo es mich interessiert hat. Ohne viel Aufwand grundsätzlich auch ziemlich gut. Geisteswissenschaftliche Fächer vielen mir äußerst leicht, Sport habe ich seit Kindheitstagen extrem viel gemacht und nach einem Auslandsjahr in Australien gab es mit den Fremdsprachen auch kein Problem mehr. Nur Mathe, damit stand ich bis zur 11. Klasse auf Kriegsfuß. Irgendwie hatte es meine Lehrerin in der Oberstufe dann geschafft, mir selbst dieses Fach schmackhaft zu machen. So dass ich dann sogar freiwillig ins mündliche Mathe-Abi gegangen (Abi in BaWü hieß damals Mathe-LK als Pflicht) und sogar sehr erfolgreich wieder herausgekommen bin. Seit dem bin ich der Meinung, sogar rechnen zu können!
Was hast du nach deinem Schulabschluss gemacht?
Nach dem Abi habe ich unmittelbar mit dem Studium angefangen. Da ich bereits während der 11. Klasse ein Jahr im Ausland war und fest vorhatte, ein Auslandssemester an der Uni einzulegen, wollte ich zügig anfangen. Grundsätzlich bin ich ein sehr zielstrebiger Typ Mensch und wollte so schnell es geht unabhängig von meinen Eltern sein. Im Nachhinein war es für mich auch die absolut richtige Entscheidung. Ich bin froh – gerade als Frau – schon mit 25 Jahren mit dem Studium fertig geworden zu sein, das geplante Auslandssemester gemacht zu haben und vor der Familienplanung noch ausreichend Berufserfahrung sammeln zu können.
Deine Studienzeit als Bauingenieurin
Was hast du studiert und wie kam es zu deiner Studienwahl?
Für mein Studienfach habe ich mich nach vielen Ratschlägen und Gesprächen mit Eltern, Verwandten und Bekannten entschieden. Grundsätzlich wollte ich immer schon Architektur studieren und habe auch alle Schulpraktika in diese Richtung gemacht. Ich glaube, Sätze wie "Architekten gibt es wie Sand am Meer" und "Ingenieure machen fast das gleiche wie Architekten und verdienen dabei viel mehr" hatten mich naiver weise davon überzeugt, letztendlich Bauingenieurwesen in München zu studieren. Wie viel Wahres an solchen Sätzen ist, steht auf einem anderen Blatt. Nichts desto trotz bin ich im sehr froh über meine Entscheidung.
Was genau macht man im Bauingenieurstudium?
Im Bauingenieurstudium hat man allerhand mathematische Fächer. Die große Frage, die sich viele stellen, ist der Unterschied zwischen Architektur und Bauingenieurwesen. Um es auf einen Nenner zu bringen: Architekten entwerfen ein Gebäude und Bauingenieure berechnen die Statik hierzu. Doch es gibt noch viele weitere Gebiete, in denen Bauingenieure arbeiten. Das Bachelorstudium gibt es einen Einblick in die verschiedenen Fachrichtungen. Hierzu gehören beispielsweise Konstruktionsfächer wie Holzbau, Stahlbau, oder Massivbau. Aber auch Fächer rund um das Thema Verkehrsplanung oder Wasserbau. Am meisten hat mich dann aber doch die Richtung Bauprozessmanagement und Projektsteuerung interessiert. Beide Bereiche habe ich dann auch im Masterstudium in Kombination mit Immobilienentwicklung vertieft. Die praktische Erfahrung kommt in einem Universitätsstudium meiner Meinung nach grundsätzlich zu kurz. Daran ändern auch 10 Wochen Pflichtpraktium auf einer Baustelle während des Bachelors nicht maßgeblich viel. Mehr praktische Erfahrung während des Studiums kann man meiner Meinung nach am besten bei 400 €-Jobs in Ingenieurbüros oder an Unilehrstühlen sammeln.
Was war im Master Bauingenieurwesen anders als im Bachelor Bauingenieurwesen?
Der Master hat mir sehr viel mehr Spaß gemacht als der Bachelor. Es gab wesentlich mehr Spielraum bei der Gestaltung und Auswahl der Fächer. Die Gruppen in den Kursen sind wesentlich kleiner als im Bachelor. Das sonst (in Bezug auf die Professoren und Betreuer) eher unpersönliche Unidasein wird deutlich intensiver und persönlicher. Der Master lief zwar noch unter dem Fach Bauingenieurwesen, ich hatte mich jedoch in die Richtungen Immobilienentwicklung und Bauprozessmanagement vertieft. Weiterhin hatte ich einen BWL-Querschnitt im Master belegt und mich damit eigentlich sehr weit von den klassischen Ingenieurfächern entfernt. Für mich persönlich war diese Richtung aber deutlich spannender und passender.
Mit welchen Erwartungen hast du damals dein Bauingenieurstudium begonnen und haben sich diese erfüllt?
Da ich vor dem Studium gar nicht genau wusste, was ein Bauingenieur so macht, bin ich auch relativ erwartungslos an das Studium als solches herangegangen. Vom Studentenleben selbst hatte ich mir jedoch viel erwartet. Vor allem: viel Freizeit, Feiern und Ferien. Das hat sich im Studium des Bauingenieurwesens an der TU München leider nicht ganz so bestätigt. Der Stundenplan im Bachelor war vorgegeben und gut gefüllt. Zur Prüfungszulassung mussten in den Hauptfächern wöchentlich "Hausaufgaben" eingereicht werden, was stressig war. In den Ferien wurden dann die Klausuren geschrieben. Nichts desto trotz gibt es selbstverständlich trotzdem genügend Unipartys und doch immer mal ein paar Wochen frei – nur nicht so viele, wie ich erwartet hatte.
Dein Job als Unternehmensberaterin bei combine Consulting
Wie kamst du zu deinem jetzigen Job als Unternehmensberaterin bei combine Consulting?
Ich habe über die Uni während des Masters einen Werkstudentenjob bei einem großen deutschen Automobilkonzern in München vermittelt bekommen. Hier konnte ich erste Erfahrungen bei der Entwicklung von Immobilienprojekten innerhalb des Konzerns sammeln und dabei viel über Konzernpolitik und Entscheidungsfindungen lernen. Vor Ort habe ich Kontakt zu einer Unternehmensberatung – damals noch macon, heute combine Consulting – geknüpft, die als externer Dienstleister für das Unternehmen tätig ist. combine berät Konzerne in verschiedensten Immobilienbereichen. Letztendlich hat diese Vielseitigkeit mein Interesse geweckt und ich entschied mich dafür, meine Masterarbeit für combine zu schreiben und anschließend meinen ersten richtigen Job bei der Unternehmensberatung anzutreten.
Wie sind die Berufschancen mit deinem Studium? Ist es schwer, einen Job zu bekommen?
Die Chancen für Bauingenieure stehen derzeit glaube ich recht gut. Weder ich noch meine Kommilitonen hatten nach dem Studium Schwierigkeiten, einen Job zu finden. Da das Studium bereits relativ anspruchsvoll ist, wird die Studentenzahl im Studienverlauf deutlich ausgesiebt. Durch die breite Fachausrichtung des Studiums sind zumindest in meinem Jahrgang alle irgendwo untergekommen.
Was macht combine Consulting und wie ist es, dort zu arbeiten?
combine Consulting besteht genau genommen in dieser Form erst seit Anfang 2015. Dahinter verbergen sich die fusionierten Firmen macon und Quickborner Team. Beide waren Marktführer in der Immobilienberatung und sind nun zusammen mit combine Consulting und über 60 Mitarbeitern an drei Standorten in Deutschland vertreten: München, Hamburg und Essen. Unser Leistungsspektrum umfasst sämtliche Disziplinen der Corporate Real Estate (CRE) Strategy, des CRE Management Consultings sowie der Entwicklung von Bürokonzepten und Arbeitswelten. Wir bieten Nutzern wie auch Professionals in allen Spezialfragen und Projekten der Immobilienwirtschaft kompetente Begleitung auf höchstem Niveau. Gleichzeitig wahren wir den strategischen Blick für das große Ganze. Mit unserer jahrzehntelangen Erfahrung im Projektmanagement und Change Management sorgen wir dafür, dass Konzepte und Projekte effizient umgesetzt werden.
Bei uns arbeiten viele Kollegen aus unterschiedlichen Ausbildungshintergründen. Wir haben beispielsweise Kollegen die aus den Richtungen Architektur, Bauingenieurwesen, BWL, Design und Grafik, Immobilienökonomie und viele Richtungen mehr kommen. Das macht das Team sehr individuell und bunt, was mir sehr gut gefällt.
Was machst du genau in deinem Job bei combine Consulting?
Unser Job besteht darin, Immobiliennutzer und -planer ebenso wie Investoren und Immobilienentwickler bei der Konzeption und Gestaltung ihrer Gebäude und Projekte zu beraten. Mein Tag ist somit oft gespickt von Kundenterminen und vielen Meetings. Es gibt aber auch Tage, an denen man sich mit einer Aufgabe hinter seinem Schreibtisch zurückzieht und entweder alleine oder auch oft im Team zusammen daran arbeitet. Unsere Aufgaben sind sehr vielseitig und nie gleich. Es gibt strategische Projekte, in denen die wirtschaftliche Komponente einer Immobilienentwicklung im Sinne von Business Case Entscheidungen im Vordergrund steht. Es gibt auch sehr praktisch orientierte Projekte, in denen es von Arbeitsweltenentwicklung und damit verbundenen Anforderungsanalysen über die Prüfung architektonischer Entwürfe bis hin zu konkreten Bürobelegungsplanungen und Change Management gehen kann.
Ich mag meinen Job für seine Vielseitigkeit. Vielseitig im Sinne der Tätigkeiten und vielseitig im Kundenportfolio und dem damit zusammenhängenden Kennenlernen verschiedener Unternehmen, was mir unglaublich viel Freude bereitet.
Was würdest du deinem jüngeren Ich raten?
Rückblickend bin ich froh, die Entscheidungen getroffen zu haben, wie ich sie getroffen habe. Ich bin unter glücklichen Fügungen in einem für mich perfekten Job angekommen, von dem ich nach dem Abi noch nicht mal wusste, dass er exsistierte. Wer weiß, wo ich sonst gelandet wäre.