Die Schulzeit

Wie empfandst Du Deine Schulzeit?

Ich war ein fauler Schüler, der bis zur zehnten Klasse auch keine guten Noten bekommen hat. Also ich war so ein typischer 3er Kandidat. Nach der Zehnten bin ich dann deutlich besser geworden, da stand ich dann auch mal durchschnittlich auf einer glatten 1, wobei ich vor allem mit den naturwissenschaftlichen Fächern ziemlich gut zurechtgekommen bin. Vor allem Biologie, Physik und auch Chemie und Mathematik waren die Fächer in denen ich am besten war und mit denen ich auch am besten zurechtgekommen bin.

Nachdem du das Abi hattest, warst du dann im Ausland oder hast du gleich mit dem Studium angefangen?

Ich hab damals noch Zivildienst gemacht, weil das damals noch Pflicht war. Dementsprechend hab ich damals erstmal ein Jahr lang Behinderte in Köln betreut. Was ich auch als Orientierungsphase sinnvoll empfand. Also ein Jahr in dem ich nochmal die Möglichkeit hatte, darüber nachzudenken, wie es bei mir beruflich weitergeht.

Also du würdest auch nachfolgenden Generationen empfehlen, auch wenn es keinen Zivi mehr gibt, erstmal ein halbes Jahr oder ein Jahr Auszeit zu nehmen?

Unter Umständen würde ich das empfehlen, wenn man noch unentschlossen ist. Ich würde jedem empfehlen einfach erstmal wild auszuprobieren, was einem Spaß machen könnte, um auch ein paar Gebiete herauszufinden, die spannend für jemand sein könnten.

Die Studienwahl

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Was hast du genau studiert?

Ich habe BWL und VWL in der Schweiz, an der Uni St. Gallen studiert. Das ist südlich vom Bodensee, also relativ nah an der deutschen Grenze. Diese Uni ist relativ bekannt dafür, dass sie eine gute BWL Ausbildung hat aber auch eine gute VWL Ausbildung, weswegen ich mich dann auch später für VWL entschieden habe.

Was war für dich ausschlaggebend in Richtung BWL bzw. VWL zu gehen?

Von meinem Hintergrund her ist meine Familie recht unternehmerisch. Also meine Eltern sind bzw. waren beide unternehmerisch tätig, weswegen ich auch in die Richtung interessiert war. Wobei ich auch sagen muss, Politik und Wirtschaft gehörten nicht unbedingt zu meinen Lieblingsfächern.

Zunächst mal gab‘s dann bei mir recht viele Optionen nach dem Abi. Ich habe mir zwei Ausbildungen überlegt und zwei Studiengänge. Das eine war eben BWL, was es auch geworden ist, das andere war Biologie, weil es mir in der Schule Spaß gemacht hat und ich gut darin war. Dann hatte ich mir noch eine Ausbildung als Koch oder auch als Goldschmied überlegt. Goldschmied, weil ich es während meiner Schulzeit auf der Waldorfschule ausprobieren konnte, Koch, weil mein privates Hobby Kochen ist und es mir schon immer Spaß gemacht hat. Aus den Gründen hatte ich mir auch die beiden Ausbildungen überlegt. Aber letztendlich der Gedanke die elterliche Firma mal zu übernehmen, und der Fakt, dass man mit BWL danach noch viele Möglichkeiten hat, hat mich dann dazu bewogen BWL zu studieren.

Also du sagst, in Naturwissenschaften warst du gut, also Bio, Chemie, aber das ist doch jetzt eher weniger ausschlaggebend für BWL oder?

Es ist natürlich insofern ausschlaggebend, dass BWL ja auch eine gewisse mathematische Ausrichtung erfordert. Also es gibt mathematisch angehauchte Fächer, aber andererseits ist es natürlich auch eine Art kreatives Fach mit z.B. im Marketing. Insofern ja, ich kann nicht alle Fähigkeiten, die ich in den Naturwissenschaften mir angeeignet habe in der BWL weiterführen, aber die Fähigkeiten zum analytischen Denken sind schon ganz praktisch. Also die Analyse von Problemen, von Situationen bei denen man dann auch weniger Informationen hat. Das ist in den Naturwissenschaften genau dasselbe wie in der BWL, also die Denkstrukturen kann man schon übernehmen.

Die Studienzeit - der Bachelor

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Von deinem Studiengang selbst, was waren so die Inhalte?

Also es war zunächst einmal so, dass ich in den ersten zwei Semestern eine Art Studium Generale für die Wirtschaftswissenschaften gemacht habe. Das heißt ich musste mich erst nach einem Jahr entscheiden, in welche Richtung es dann wirklich geht, was auch ein großer Vorteil war. Ich konnte mich dann zwischen Recht, VWL und BWL entscheiden.

Was allerdings zu den grundlegenden Fächern der BWL gehört ist einerseits das mathematisch ausgerichtete, wie Finanzen, sprich wie finanziere ich ein Unternehmen, wo kommt das Geld her um z.B. eine neue Maschine zu kaufen. Das Controlling, was auch stark an Zahlen ausgerichtet ist, sprich man kontrolliert wie gut ist etwas, wie viel kostet etwas. Haben wir die Gelder effizient eingesetzt, oder hätten wir lieber eine andere Maschine gekauft? Oder z.B. eine kleine Bratwurstkette, hätten wir statt Bratwürsten lieber Hamburger gemacht, weil es lukrativer gewesen wäre? Darum geht es dann beim Controlling. Dann gibt es natürlich noch kreativere Fächer wie Marketing, sprich wie verkaufe ich etwas, wie muss ich ein Produkt so konfigurieren, dass es am Markt am besten ankommt. Also z.B. biete ich eher so etwas wie einen PC oder doch ein MacBook an? Dann natürlich auch das, was man sich auch gängig darunter vorstellt, nämlich Werbung.

Es gibt natürlich noch jede Menge anderer Fächer wie z.B. Strategie, also wie organisiere ich das Große und Ganze. Dann überhaupt mal Organisation an sich, also wie ist ein Unternehmen organisiert. Dann Mitarbeiterführung, also wie gehe ich mit Menschen um, wie wähle ich die richtigen Menschen aus? Alles was eben dazugehört, um ein Unternehmen entweder selbst führen zu können oder in einem größeren Unternehmen in einer leitenden Position zu arbeiten.

Gab es dabei irgendwelche Fächer, wo du sagen würdest, an denen bist du verzweifelt, oder die haben dir wirklich richtig viel Spaß gemacht?

Ich fand insbesondere am Anfang Statistik, was man für Forschungszwecke braucht, ganz fürchterlich. Das lag aber hauptsächlich am Professor, der konnte das nur schlecht erklären. Später habe ich aber gemerkt, dass Statistik eigentlich ein Fach ist, dass mir ganz gut liegt, so lange ich intuitiv verstehe, warum ich das tue. Dann gab es auch Fächer wie Marketing, die mir nicht so viel Spaß gemacht haben, aber vielen meiner Kommilitonen sehr gut gefallen haben. Weil es hauptsächlich die Anwendung von kreativen Ideen war, oder auch kreative Lösungen für bestimmte Probleme zu entwickeln. Ansonsten die anderen Fächer habe ich eher neutral gesehen. Organisation, Rechnungslegung und Buchhaltung sind einfach furchtbar trocken. Die machen keinen Spaß, da muss man sich durchbeißen. Aber ich denke das ist in jedem Studium so, dass es Fächer gibt, die einem einfach überhaupt nicht gefallen und durch die man sich durchbeißen muss.

Und wie empfandst du die Hochschule? Du bist ja auch mit gewissen Erwartungen an die Hochschule gegangen, hat sich das bestätigt?

Also dadurch, dass diese Hochschule einen guten Ruf hat, hat man schon einen gewissen Respekt und fühlt sich so ein stückweit privilegiert. Aber wenn man dann dort studiert, dann merkt man, dass diese Hochschule bzw. auch die Studenten dort, auch nur mit Wasser kochen. Also es ist schon ein anspruchsvolles Studium, in das man durchschnittlich mehr Arbeit reinstecken muss, als an anderen Hochschulen. Auf der anderen Seite lernt man aber auch eine ganze Menge. Was man auch sagen muss, ist dass die Hochschule sehr gut organisiert ist im Vergleich zu anderen Unis z.B. in Deutschland. Die Schweizer Universitäten sind einfach sehr gut organisiert. Man hat keine Probleme, man liest sich die Bestimmungen durch und das gilt dann auch so.

Warst du im Ausland?

Ja! In Singapur an der SMU. Das war ein absolut geniales halbes Jahr in Südostasien. Die Uni war recht intensiv. Grade Unis im angelsächsischen Bereich (Singapur ist eine ehemalige Kolonie der Briten) sind viel verschulter als deutsche Unis. Das bedeutet vor allem etwas ähnliches wie Hausaufgaben und kontinuierlich Aufwand. Dafür hat man in der Klausurenphase nicht soviel zu tun. Auch wenn der Aufwand etwas stört fand ich das System gut! Ich habe so mehr gelernt und praxisbezogener gelernt. Schließlich liegt Singapur natürlich traumhaft zwischen Malaysia und Indonesien. ich bin in der Zeit viel gereist unter anderem auch zu aktiken Tempeln in Kambodscha. Eine völlig andere Welt dort.

Die Studienzeit - der Master

Und du hast den Master dann danach in Deutschland gemacht?

Ich bin dann an die Technische Universität München gewechselt weil mir an der Universität St. Gallen ein bisschen der technische Aspekt gefehlt hat. Das ist auch der Sache geschuldet, dass ich die naturwissenschaftlichen Sachen im Bachelor dann doch nicht gemacht habe, aber dann gemerkt habe, dass ich diesen Aspekt wieder dazu nehmen will. Der Studiengang an der TU hieß dann Wirtschaftswissenschaften mit Technologie. Und da war es eben möglich z.B. mit Informatik eine technische Vertiefung hinzuzunehmen. Also der ausschlaggebende Grund war die technische Ausrichtung, die dazu kam. Da ich immer mehr in Richtung Unternehmerwerden gegangen bin, hat mir an der TU München außerdem gut gefallen, dass sie sich sehr für Jungunternehmer engagiert und eine Ausrichtung hat, die das Gründen von Unternehmen unterstützt.

Rückblickend auf dein Studium, bist du irgendwo mit anderen Erwartungen heran gegangen, als es letztendlich in der Realität war?

Also gerade, was VWL angeht… Politik und Wirtschaft in der Schule war einfach was vollkommen anderes als das im Studium. Erst da habe ich verstanden, dass man auch vieles mit mathematischen Modellen erklären kann und weniger mit Diskussionen. Dementsprechend habe ich nicht erwartet, dass es so mathematisch gemacht wird. Einen weiteren Punkt, den ich so auch nicht erwartet hatte, war, wie selbständig man an einer Universität sein muss. Also man wird nicht an die Hand genommen und geführt sondern man muss sich selbst durchbeißen und die Organisation selbst in die Hand nehmen. Das Interessante dabei ist vor allem, man bekommt keine Hausaufgaben. Im ersten Moment mag das noch gut klingen, aber das Problem daran ist, am Ende muss man sich eben selbst organisieren und man muss genau wissen, wie organisiere ich jetzt meine Arbeit und wie und wann lerne ich.

Der Job

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Du hast also gegründet?

Ich habe direkt nach dem Studium gegründet, weil sich da einfach eine Gelegenheit ergeben hat. Dabei bin ich mir jetzt noch nicht ganz sicher, ob das eine gute Idee war. Vielleicht hätte ich erstmal noch in einem Unternehmen arbeiten und Erfahrungen sammeln sollen. Oder vielleicht auch erstmal ein Jahr freinehmen und mich ein bisschen hinsichtlich eines Jobs orientieren. Letztlich war mir einfach wichtig, was ich lernen kann. In Hinblick darauf war zu gründen es die richtigste Entscheidung, die ich jemals getroffen habe.

Was genau macht Deine Firma?

Nun ja das sieht man ja hier :-). Ja. Campus-Compass bringt Schüler und Studenten auf einer Plattform zusammen. Studieninteressierte können hier Fragen an Studierende stellen. Außerdem verknüpfen wir Studiengänge mit Berufsperspektiven, sodass man sieht, was man mit einem Studiengang später machen kann. Eine Berufsperspektive sieht ähnlich aus wie dieses Interview. Unternehmen können nun gegen eine Gebühr Werdegänge Ihrer Mitarbeiter online stellen und so sich als Arbeitgeber präsentieren.

Was genau machst du in deinem Job?

Ich bin im Unternehmen für viele klassische BWL-Aufgaben zuständig. Das ist insofern auch etwas Besonderes, als dass ich in vielen Funktionen gleichzeitig tätig bin. So bin ich z.B. für die Finanzen zuständig, was gerade im Start-up eine sehr wichtige Rolle spielt. Man weiß im Start-up gerade am Anfang nie, wo das Geld herkommt, da man ein Produkt ja erstmal entwickeln muss etc. Des Weiteren bin ich auch für das Marketing verantwortlich, sprich ich achte darauf, dass wir neue Nutzer bekommen. Dann bin ich auch für Strategie zuständig, sprich ich überlege mir, wie soll die langfristige Entwicklung des Unternehmens aussehen. Das sind meine Hauptaufgaben. Dazu kommt noch etwas Controlling, wobei das in einem Start-up noch überschaubar ist im Vergleich zu großen Unternehmen. Aber es ist trotzdem auch im Startup wichtig, um kontrollieren zu können, welche Tätigkeiten in die richtige Richtung gehen.

Und wie sieht so Dein Arbeitsalltag aus? Hast du einen nine to five-Job oder ist das umfangreicher?

Nein nine to five definitiv nicht. Ich arbeite so im Schnitt meine 10 Stunden am Tag, aber das ist oft sehr unterschiedlich. Es gibt Tage an denen ich nur vier Stunden arbeite und es gibt Tage an denen ich sozusagen im Büro übernachte. Vom Arbeitsalltag her ist es jedoch vollkommen flexibel, also wenn ich gerade mal meine Ruhe möchte, oder von einem Café aus arbeiten möchte, dann kann ich das auch einfach tun. Es ist natürlich nochmal deutlich anspruchsvoller selbstständig zu sein, da man sich immer wieder von neuem selbst motivieren muss und auch seine Arbeit sehr gut organisieren muss, damit alles klappt.

Was findest du das spannendste an deinem Job?

Das spannendste an meinem Job ist, dass ich die Kontrolle über die Entwicklung des Unternehmens habe. Das heißt, wenn ich etwas mache, dann kann ich direkt die Auswirkungen davon betrachten. Und das finde ich eine sehr schöne Sache, denn man sieht direkt, wofür man arbeitet. Natürlich scheitert auch viel, aber man lernt unglaublich schnell unglaublich viel und bekommt immer ein direktes und zum Teil auch hartes Feedback.

Und jetzt nochmal rückblickend auf dein Studium, war das eine gute Vorbereitung für deinen Job?

Ich hätte mir bei beiden Universitäten ehrlich gesagt deutlich mehr Praxis gewünscht. Also etwas mehr das praktische ausprobieren an konkreten Projekten oder auch an eigenen Projekten, die man selbst entwickelt. Das hätte ich mir definitiv noch gewünscht. Zum Beispiel wäre ein Kurs schön gewesen „wie gründe ich ein Unternehmen“ mit allen rechtlichen und steuerlichen Gesichtspunkten. Das musste ich mir nun alles selbst erarbeiten, denn in der Uni ging man zwar die Gesellschaftsformen etc. durch, aber der Ablauf mit Notar etc., das kam nie dran. Es war eben eine sehr breite theoretische Ausbildung, aber die war mir einfach zu theoretisch.

Was würdest du deinem jüngeren ich im Nachhinein raten?

Überlege dir sehr genau, was dir Spaß macht und überlege dir sehr genau worin du gut bist. Trenne diese Sachen dann in Dinge, die du als Hobby weiterverfolgst, aber nicht zur Arbeit machst und Dinge, die du für die Arbeit gebrauchen kannst. Das bringt dich meiner Erfahrung nach weiter und ermöglicht Dir viel Spaß bei der Arbeit.

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