Deine Schulzeit
Was für ein Typ Schüler warst du?
Rückblickend würde ich mich als einen interessierten, zielstrebigen und durchaus fleißigen Schüler beschreiben. Meine Stärken lagen tendenziell auf der naturwissenschaftlichen und analytischen Seite und weniger in Fächern wie Deutsch, Gemeinschaftskunde etc., sodass ich mich auch für die Leistungsfächer Chemie und Geographie sowie Mathe als weiteres Vertiefungsrichtung entschieden habe. Da ich vor der Oberstufe meinen großen Traum, für ein Jahr als Austauschschüler in die USA zu gehen, erfüllt und ich den Mehrwert des fließenden Englischsprechens zu schätzen gelernt habe, habe ich mich in der mündlichen Abiturprüfung für das Fach Englisch entschieden.
Was hast du nach deinem Abi gemacht?
Nach meinem Schulabschluss habe ich die Chance bekommen den hochschulübergreifenden Studiengang des Wirtschaftsingenieurwesens in Hamburg zu studieren, welche ich direkt wahrgenommen habe. Aus diesem Grund habe ich nach dem Abitur keine 3-6 monatige Weltreise unternommen, sondern habe mich auf einen Besuch meiner damaligen Gastfamilie in den USA beschränkt. Dennoch war diese kleine Auszeit wunderschön, und ich kann jedem Schüler nur raten, eine ähnliche (kurze) Auszeit zu nehmen, um vor dem Studium nochmals den Horizont zu erweitern und die "Freizeit" zu genießen.
Dein Wirtschaftsingenieurwesenstudium in Hamburg (HWI)

Quelle: Tim "the machine" Jeck
Was hast du studiert und wie kam es zu deiner Studienwahl?
Meinen Bachelor habe ich in der Fachrichtung "´Wirtschaftsingenieurwesen" gemacht. Ich habe mich für diesen Studiengang entschieden, da mich die Kombination aus betriebswirtschaftlichen und ingenieurwissenschaftlichen Themenstellung sehr interessiert hat. Bereits vor dem Studium habe ich mehrere Praktika bei einem großen Flugzeughersteller absolviert, welche meine Entscheidung für diesen Studiengang gefestigt haben. Glücklicherweise wurde in Hamburg der spannende Studiengang "HWI" angeboten, sodass ich meiner Heimatstadt treu bleiben konnte. Während des Bachelorstudiums habe ich weiterhin bei meinen Eltern gewohnt, sodass eine Finanzierung des Studiums keine Probleme bereitet hat.
Was genau macht man im Wirtschaftsingenieur-Studium in Hamburg (HWI)?
Der "HWI" (Hamburger Wirtschaftsingenieure") Studiengang ist so aufgebaut, dass es eine 50/50 Verteilung zwischen betriebswirtschaftlichen (Grundlagen BWL, Rechnungswesen, Unternehmensführung etc.) und ingenieuerwissenschaftlichen (Physik, Chemie, Technische Mechanik etc.) Fächern gibt. Vom Anspruchsniveau sind zweitere in jedem Fall die intensiveren Fächer.
Ein obligatorischer Auslandsaufenthalt war nicht vorgesehen gewesen, konnte aber auf freiwilliger Basis eingeschoben werden.
Die Besonderheit dieses Studienganges ist, dass man in 3 Universitäten gleichzeitig immatrikuliert ist. Dadurch werden Vorlesungen an allen 3 Universitäten besucht und man kann gleichzeitig sämtliche Angebote aus den 3 Universitäten nutzen. Dieser Vorteil erfordert, aufgrund der "Reisezeit", allerdings ein gutes Zeitmanagement. Im Rahmen des Studiums war zudem ein 9-wöchiges Pflichtpraktikum zu absolvieren.
Basierend auf meinen Erfahrungen kann ich sagen, dass Wirtschaftsingenieurwesen in jedem Fall kein einfaches Studium ist, und durchaus einiges an Ehrgeiz und Fleiß erfordert. Dennoch bleibt noch genügend Zeit, um nebenbei einen kleinen Nebenjob zu haben und die ein oder andere Reise in den Semesterferien zu tätigen.
Was hast du zwischen Bachelor und Master gemacht?
Im direkten Anschluss an mein Bachelorstudium habe ich ein 6-monatiges Praktikum in der Schweiz absolviert. Dort war ich im operativen Projektmanagement für den Bau eines Gaskombi-Kraftwerkes in Russland eingesetzt. Besonders interessant und wertvoll war die Erfahrung, das erste Mal in einem großen internationalen Arbeitsumfeldes tätig zu sein.
Was war im TUM-BWL Master in München anders als im Bachelor Wirtschaftsingenieurwesen in Hamburg?
Nachdem ich das 6-monatige Praktikum nach meinem Bachelor beendet habe, stand meine Entscheidung fest, auch im Masterstudium eine Kombination aus technischen und wirtschaftlichen Themenstellungen studieren zu wollen, wobei der Fokus eher auf betriebswirtschaftlichen Aspekten liegen sollte. Der Studiengang "Technologie- und Managementorientierte Betriebswirtschaftslehre" an der TU München bietet genau diese Kombination, weshalb ich für den Masterstudiengang in die bayrische Landeshauptstadt gezogen bin.
War der Bachelorstudiengang durch seinen größenteils festgelegten Studienplan recht stark "verschult", so standen im Masterstudium an der TUM neben Vorlesungen vermehrt Seminare mit mehr Praxisbezug im Fokus der Ausbildung.
Mit welchen Erwartungen hast du damals dein Studium begonnen und haben sich diese erfüllt?
Meine Erwartungen an das Studium waren sehr vielfältig. Zum einen wollte ich ein breites Spektrum an verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen erlernen, um so einen beruflichen Schwerpunkt heraus zu bilden. Zum anderen wollte ich während meiner Studienzeit eine neue Stadt und das dortige Studentenleben näher kennen lernen. Außerdem wollte ich im Rahmen meines Masterstudium für ein Semester im Ausland studieren, was ich schlussendlich an der USCB in Kalifornien auch getan habe. Ein solches Semester an einer anderen Universität im Ausland kann ich jedem Studenten nur wärmstens empfehlen.
Alles in allem sind meine Erwartungen an die Studiengang bestätigt worden und ich würde rückblickend den selben Weg nochmals gehen.
Dein Job als Unternehmensberater

Quelle: morgue: mconnors
Wie kamst du zu deinem jetzigen Job als Unternehmensberater?
Nach Beendigung des Masterstudiums habe ich mich entschieden, in einer Unternehmensberatung tätig zu werden. Ich hatte Glück in einer der vier großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften im Bereich der Restrukturierung einen Jobeinstieg gefunden zu haben.
Der Grund für meine Entscheidung war, dass ich mit diesem Job die Möglichkeit habe, viele unterschiedliche Industrien und Branchen kennen zu lernen, ein großes Netzwerk aufzubauen und viel Berufserfahrung in kurzer Zeit zu sammeln. Des Weiteren empfinde ich den Arbeitsalltag, aufgrund der vielen Reisetätigkeit, als sehr abwechslungsreich. Zudem war es mein Ziel, weiterhin in München wohnen bleiben zu können, was mit der jetzigen Tätigkeit sehr gut vereinbart ist.
Bevor man sich jedoch in einer Unternehmensberatung bewirbt, sollte man sich allerdings im Klaren sein, dass es sich hierbei nicht um einen 9-5 Job handelt, sondern durchaus deutlich längere Arbeitszeiten anfallen.
Wie sind die Berufschancen mit Wirtschaftsingenieurwesen bzw. TUM-BWL?
Die Berufschancen als Wirtschaftsingenieur sind meiner Ansicht nach recht gut, und man kann in den großen Wirtschaftszentren durchaus schnell einen Job finden. Allerdings ist im vergangenen Jahr auch ersichtlich gewesen, dass viele große Unternehmen aufgrund von wirtschaftlichen Unsicherheiten (durch Krisen etc.) mit ihren Einstellungen zurückhaltender agiert haben.
Für einen erfolgreichen Einstieg in einer Unternehmensberatung ist es sinnvoll, sich mittels Case Studies, Brainsteasern und anderen Übungen auf Vorstellungsgespräche und Assessment Center gut vorzubereiten, da diese in nahezu allen Beratungen ein fester Bestandteil im Auswahlprozess geworden sind.
Was macht Dein Unternehmen und wie ist es dort zu arbeiten?
Das Unternehmen, in dem ich derzeit tätig bin, gehört mit über 200.000 Mitarbeitern in über 150 Ländern zu den weltweit größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Neben der eigentlichen Wirtschaftsprüfung werden weitere Dienstleistungen in den Bereichen Tax & Legal, Consulting und Corporate Finance angeboten.
Was machst du genau in deinem Job?
Ich bin im Bereich der Restrukturierung tätig, d.h. wir entwickeln Konzepte für einen wirtschaftlichen Turnaround für ein in Schieflage geratenes Unternehmen. Mein Schwerpunkt liegt hierbei auf der Entwicklung und Umsetzung von operativen Maßnahmen mit leistungsbezogenen Aspekten, z.B. in der Produktion.
Das Spannendste an meinen derzeitigen Job ist die Vielfältigkeit der Industrien, die ich bereits kennen lernen durfte und kennen lernen werde. Des Weiteren handelt es sich überwiegend um Teamarbeit, was für die persönliche Karriereentwicklung und dem Aufbau eines Netzwerkes sehr wichtig ist.
Der Arbeitsalltag gestaltet sich in der Regel so, dass ich am Montag morgen zum Mandanten reise und bis Donnerstag späten Nachmittag vor Ort bin. Am Donnerstag findet dann die Rückreise an den "Heimat-Standort" statt, wo man am Freitag den klassischen "Office-Day" hat. Das Wochenende ist in der Regel arbeitsfrei.
Was würdest du deinem jüngeren Ich raten?
Zunächst kann ich jedem Schüler empfehlen für mindestens ein halbes Jahr ins Ausland zu gehen, um sich dort selbstständig und im einem ungewohnten Umfeld beweisen zu können. Neben dem sprachlichen Fortschritt bietet besonders der interkulturelle Austausch unvergessliche Erfahrungen und erweitert den persönlichen Horizont.
Des Weiteren kann ich nur empfehlen, sich bereits während der Studienzeit ein weites und stabiles Netzwerk aufzubauen und weniger eine "Einzelkämpferstrategie" zu verfolgen. Hierdurch können sich später u.a. unzählige Karrieremöglichkeiten ergeben.