Deine Schulzeit
Was für ein Typ Schüler warst du?
Oha. Das fängt ja gut an. Ich sage es mal so: Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es unbedingt muss. Mit 5ern oder gar 6ern auf dem Zeugnis musste ich zu Hause zwar nicht antreten, aber 1er waren leider auch nur selten dabei. Meine Lieblingsfächer waren Deutsch, Geschichte und - natürlich - Sport. Schwer getan habe ich mich mit Physik und Chemie. Hier stellte sich mir immer die Frage: Warum muss ich das wissen/lernen? Habe ich auch nie mehr im Leben gebraucht.
Du hast eine Ausbildung gemacht?

Quelle: Wolfgang Bosbach
Wie kamst du zu deiner Ausbildung?
Nach der Mittleren Reife wollte ich erst mal nicht weiter die Schulbank drücken sondern arbeiten und eigenes Geld verdienen! Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann, Substitut, Supermarktleiter.
Was genau macht man in deiner Ausbildung?
Liebe Leute, das ist jetzt 45 Jahre her! Ich bin ja froh, dass die Schule noch steht... Fächer? Vermutlich solche, die man auch im Beruf sinnvoll nutzen konnte: Deutsch, Mathematik, Buchführung, Warenkunde usw.
In der Praxis habe ich all' das gemacht, was man in einem Supermarkt so macht: Waren bestellen, annehmen, einsortieren, mit den Preisen auszeichnen. An Bedienungstheken verkaufen, an der Kasse sitzen - und den Hof fegen. Hat mir übrigens nicht geschadet!
Im Nachhinein: Welche Eigenschaften sollte man mitbringen?
Freude am Beruf ist das A und O. Das gilt für jeden Beruf. Die Menschen/Kunden/Kollegen müssen spüren, dass man das, w a s man macht, auch wirklich gerne macht. Und nicht ständig auf die Uhr sehen. Und im Handel immer daran denken: Kunden machen keine Arbeit, sie sind unsere Arbeit.
Du hast studiert?
Was hast du studiert und wie kam es zu deiner Studienwahl?
Nach meiner Ausbildung zum staatl. gepr. Betriebswirt, habe ich noch mein Abi auf dem 2. Bildungsweg nachgeholt. Bei der Ausbildung zum staatl. gepr. Betriebswirt bekam ich erstmals Kontakt zur Juristerei - und da wusste ich plötzlich, das ist der richtige Beruf für mich.
Wie ich mein Studium finanziert habe? Durch Arbeit!
Mit 10 wollte ich erst noch Fußballprofi werden - aber mit meinem Talent hätte ich keine Familie ernähren können.
Was genau macht man im Studium?
Das, was ich heute auch noch jeden Tag mache: Lernen, lernen, lernen.
Während meiner (späten) Schulzeit (Abi) und des Studiums habe ich durchgehend als Mitarbeiter eines MdB gearbeitet.
Besonderheiten: Na ja, meine Prof's meinten, ich hätte an der Uni Köln wohl so eine Art Fernstudium absolviert. (Nicht ganz falsch....)
Jura-Studium. 1. Examen so la la, 2. Examen ganz ordentlich.
Mit welchen Erwartungen hast du damals dein Studium begonnen, wurden diese erfüllt?
Schnell Examen machen und dann als Anwalt arbeiten. Schnell hat nicht geklappt, der Rest schon.
Hast du dich schon während des Studiums/ deiner Ausbildung schon politisch engagiert?
Ja. Seit 1972 ununterbrochen. Von 1975 bis 1999 kommunalpolitisch, seit 1994 MdB zunächst in Bonn, dann in Berlin.
Dein Job als Mitglied des Bundestages
Wie war dein Weg in den Bundestag?
Von 1968 bis 1974 im Einzelhandel (CO OP West AG),
seit 1992 selbst. Rechtsanwalt, heute in der Kanzlei Winter Rechtsanwälte.
Wie? Sehr, sehr mühsam und zeitintensiv. Wie gesagt: Nur nicht auf die Uhr sehen.
Wie ist es ein Mitglied des Deutschen Bundestages zu sein?
Pro Jahr gibt es (nur) 22 Sitzungswochen des Bundestages mit strenger Präsenzpflicht in Berlin, da bin ich jeden Tag von ca. 8:00 Uhr bis etwa 22:00 Uhr im Einsatz. In den übrigen Wochen arbeite ich im Wahlkreisbüro, in der Kanzlei oder bin bundesweit wegen Reden unterwegs. Hauptanteil der Arbeit? Beantwortung und Bearbeitung von Bürgerpost.
Jeder Tag ist anders und spannend. Und gelegentlich kann man sogar dazu beitragen Deutschland ein bisschen besser und gerechter zu machen.
Sich mit Politik auseinander zu setzen ist wichtig weil...
...politische Handlungen und Entscheidungen das Leben jedes Einzelnen von uns ganz unmittelbar betreffen und beeinflussen können.
Was würdest du deinem jüngeren Ich raten?
Ich hatte immer "zu Hause" genug zu tun, mich hat es nie ins Ausland gezogen - außer im Urlaub. Das reicht. Rückblickend gesagt: Lieber sofort Abi machen, siehe oben.