Deine Schulzeit

Was für ein Typ Schüler warst du?

Die erste Hälfte meiner Schulzeit war ich ein ganz normaler Durchschnittsschüler: immer da, aber nicht weiter auffällig. Nach einem Umzug haben sich meine Noten stark verschlechtert. Dieses Gefühl, den Anschluss zu verlieren, hat mich dazu getrieben, mich auf den Hosenboden zu setzen und so lange an einem Problem zu sitzen, bis ich es verstanden habe. Und siehe da: Nach einiger Zeit war ich einer der besten Schüler - außer in Sport. Aber sonst mochte ich alle Fächer, vor allem Sprachen, Mathematik und Gemeinschaftskunde.

Bis dahin wusste ich nicht, dass ich hartnäckig an einem Thema dranbleiben und einen Zugang finden kann, selbst wenn es mich vorher nicht besonders interessiert hat. Diese Selbstdisziplin haben mir einige Lehrer beigebracht, wofür ich im Nachhinein dankbar bin. Es war auch einfach ein besseres Gefühl, mit guten Noten nach Hause zu kommen.

Was hast du nach deinem Schulabschluss gemacht?

Nach meinem Abitur habe ich neun Monate Zivildienst im städtischen Krankenhaus geleistet. Es war interessant, in diesen Bereich Einblick zu bekommen, zumal wir als Zivis in wirklich jede Abteilung einen Draht hatten. Es hat mir auch gezeigt, wie ein Gesundheitsbetrieb funktioniert und welch harte Arbeit darin steckt, all die Patienten einigermaßen gut zu versorgen.

Auf mein Studium der Wirtschaftswissenschaften in Großbritannien hat es mich aber nicht vorbereitet. Gerade in den ersten Wochen meines Studiums habe ich gemerkt, wie wichtig das Fach Mathe für das Studium ist und wie schnell ich die angelernten Fähigkeiten aus der Schule vergessen hatte. Insofern hieß es wieder, Extraschichten zu schieben. Aber das mit der Selbstdisziplin erwähnte ich ja schon, oder?

Deine Studienzeit in England

Bild: Pressebild_Kai Whittaker

Was hast du studiert und wie kam es zu deiner Studienwahl?

Ich habe meinen Bachelor of Science in Wirtschaftswissenschaften an der University of Bristol in Großbritannien absolviert. Zum einen kommt ein Teil meiner Familie aus dem Land, weshalb ich dort schon immer probehalber leben und arbeiten wollte. Da kam mir das Studium als Experimentierzeit gerade recht. Zum anderen stand in Deutschland gerade die Umstellung von Diplom auf Bachelor- und Master-Studiengänge an. Da das System in Großbritannien bereits existierte, konnte ich so die Wirren der Umstellung umgehen.

Auch die Fachkombination führte dazu, mich für das Ausland zu entscheiden. In Bristol konnte ich Volkswirtschaft gemeinsam mit Betriebswirtschaft studieren. Ich fand es wichtig, die sehr theoretisch-mathematische VWL mit der eher praktisch veranlagten BWL zu kombinieren. Diese Fachkombi war damals zumindest in Deutschland auf diese Weise nicht möglich.

Meinen Master habe ich dann später ebenfalls in England an der London School of Economics (LSE) erworben. Das lag daran, dass Bristol eine enge Beziehung zur LSE pflegt und ich von meinen Professoren empfohlen worden bin. Geplant war das aber nicht.

Was genau macht man im Studium?

In VWL und BWL läuft das folgendermaßen: In den ersten Jahren lernt man die Grundlagen für sein Fach. Das ist wie eine neue Sprache lernen. Erst muss man das Alphabet können, bevor man die Vokabeln lernt, um die Wörter dann durch die Grammatik in die richtige Reihenfolge zu bringen. Erst danach kann man eigene Gedanken zu Papier bringen. Bei mir hieß das: Statistik, Statistik, Statistik und viele andere Mathekniffs lernen. Auch war es wichtig, die großen Leitlinien der letzten 100 Jahre in der VWL nachzuvollziehen. Es ging darum zu verstehen, wo die Brüche zwischen den verschiedenen Theorien sind, welche sich eher bewahrheitet haben als andere und wo die Debatte aktuell angekommen ist.

Praktische Erfahrungen in Wirtschaftswissenschaften zu sammeln, ist eher schwer. Ich selbst habe kein Praktikum bei einer Bank oder einem Finanzinstitut absolviert. Das war nicht meine Welt. Dafür hatte ich eine andere, ungewöhnliche Betätigung. Während meines Studiums in England war ich Stadtrat in meiner Heimatstadt Baden-Baden. Jeden Monat bin ich ein- bis zweimal nach Hause zu Sitzungen geflogen, meistens unter der Woche, wenn ich im Hörsaal sein sollte. Glücklicherweise hatte ich ein paar gute Freunde, die für mich aufpassten, und wieder half mir ein gehöriges Maß Selbstdisziplin.

Bild: Pressebild_Kai Whittaker

Was hast du zwischen Bachelor und Master gemacht?

Zwischen Bachelor und Master habe ich als Assistent für die Geschäftsleitung bei einem Kabelhersteller gearbeitet. Es war gerade die Zeit, als die Krise 2008 ausbrach und ich zusammen mit meinem Chef auf einmal sehr viele Probleme auf einmal zu lösen hatte. Das war für mich als Berufseinsteiger ein sehr lehrreicher Start ins Berufsleben.

Gleichzeitig habe ich gemerkt, dass man mit einem Bachelor-Abschluss nur begrenzte Möglichkeiten in einem
deutschen Unternehmen hat. Deshalb habe ich mich entschlossen, einen Master dranzuhängen.

Was war im Master anders als im Bachelor?

Im Masterstudium hatte ich die Chance, mich mit meinen Interessenschwerpunkten zu beschäftigen. Wenn das Bachelorstudium dazu da ist, die Grundlagen zu lernen, so ist das Masterstudium definitiv der Ort, wo ich meine eigenen Gedanken zu Papier bringen konnte.

Außerdem hatte ich den Eindruck, mehr Zeit mit Professoren und Studenten verbringen zu können, um über gewisse Probleme vertieft zu debattieren und nachzudenken. Auch wenn es nur ein Jahr dauerte, empfand ich das Masterstudium als fast so intensiv wie die gesamten drei Jahre Bachelorstudium.

An der LSE habe ich mich für politische Ökonomie eingeschrieben. Das Studium drehte sich darum, die politischen Entscheidungen der EU anhand wirtschaftstheoretischer Modelle zu erklären und auch, die Wirtschaftspolitik der EU zu analysieren. Mitten in der Zeit der Euro- und Finanzkrise war das natürlich ein spannendes Umfeld, um über reale Probleme zu diskutieren. Aber es war hart, nach dem ersten Jahr Berufstätigkeit und dem monatlichen Gehalt wieder zurück in die Bibliothek zu gehen. Ich glaube, Selbstdisziplin war damals der Schlüssel zum Erfolg.

Mit welchen Erwartungen hast du damals dein Studium begonnen? Haben sich diese bewahrheitet?

Ich hatte keine Erwartungen an mein Studium. Während der Wirtschaftskrise redeten alle von Wirtschaftspolitik, aber ich hatte keine Ahnung davon. Das war für mich der Auslöser, VWL und BWL zu studieren. Ahnungslos an eine Sache heranzugehen, ist viel entspannter als mit Erwartungen.

Hast du dich schon während des Studiums politische engagiert?

Wie bereits erwähnt, war ich während meines Studiums in Bristol als Stadtrat in meiner Heimatstadt aktiv. Davor und währenddessen war ich mehrere Jahre als Kreisvorsitzender der Jungen Union vor allem kommunalpolitisch aktiv. Das Spannende an der Kommunalpolitik ist, dass die Probleme vor Ort sichtbar sind und durch politische Entscheidungen auch gelöst werden können. Es gibt politisch nichts Schöneres, als an einer sanierten Schule oder einem Neubaugebiet für Familien vorbeizukommen und selbst durch politische Arbeit dazu beigetragen zu haben.

Dein Job im Bundestag

Bild: Pressebild_Kai Whittaker

Wie war dein Weg in den Bundestag?

Ich habe nach meinem Masterstudium bei einem Maschinenbauer wieder als Assistent für die Geschäftsleitung gearbeitet, bis ich fast drei Jahre später in den Deutschen Bundestag gewählt wurde. Während meiner Arbeit war ich weiter vor Ort in der CDU aktiv. Durch den Landtagswahlkampf, bei dem ich Ersatzkandidat war, wurde mein Interesse an der "großen Politik" geweckt. Dass sich kaum zwei Jahre später die Chance bot, selbst in die Politik zu gehen, ahnte ich damals nicht.

Mein Chef hat mir großen Freiraum für mein Hobby gelassen. Dem Unternehmen ist gesellschaftliches Engagement wichtig. Solange ich meine Arbeit sauber erledigte, durfte ich meinen politischen Interessen nachgehen. Als ich mich für die Nominierung zum Bundestagskandidaten interessierte, habe ich das vorher mit meinem Chef besprochen. Es war mir klar, dass ich das nur schaffen kann, wenn ich zeitlich flexibler bin und wenn er hinter mir steht. Mir war sein Vertrauen wichtig. Glücklicherweise war er einverstanden.

Wie ist es ein Mitglied des deutschen Bundestages zu sein?

Es gibt keinen normalen Arbeitstag als Bundestagsabgeordneter. Jeder Tag ist anders. Aber mit meinem Team bereite ich mich montags auf die kommende Woche vor. Meine Aufgabe besteht in Berlin darin, meine Fachthemen für die Fraktion zu bearbeiten, mit dem Koalitionspartner Gesetzesentwürfe auszuhandeln und mich mit Interessenvertretern in meinem Fachbereich zu treffen. Außerdem ist es wichtig, meinen Wählern zu Hause zu erklären, was in Berlin geschieht.

Im Wahlkreis hingegen ist es meine Hauptaufgabe, den Menschen zuzuhören und sie nach Möglichkeit zu unterstützen, sei es bei einem Dorfhock, einer Ehrung für verdiente Ehrenamtler oder bei der Bürgersprechstunde auf dem Marktplatz. Die Bürger möchten, dass ich ganz praktische Alltagsprobleme löse, zum Beispiel, wenn eine Mutter kein Kindergeld bekommt oder ein Verein Probleme hat, Fördergelder zu beantragen.

Was findest du ist das Spannendste an deinem Job?

Es ist sehr spannend, mit so vielen unterschiedlichen Menschen in Berührung zu kommen. Im Wahlkreis kann ich vom Vereinsvorsitzenden bis zum Unternehmer, vom Sportler bis zum Künstler in Kontakt treten. Und am nächsten Tag in Berlin kann es sein, dass ich mit einem Minister über ein Gesetz spreche oder, wie bei der Gedenkfeier zum Mauerfall, auf einmal auf Gorbatschow treffe. Manchmal muss ich mich selbst kneifen, wie viele großartige Persönlichkeiten ich daheim und in Berlin kennenlernen darf.

"Sich mit Politik auseinander zu setzen ist wichtig weil..."

... sie jeden Tag dein Leben betrifft.

Was würdest du deinem jüngeren Ich raten?

Neben aller Vorbereitung ist es auch wichtig, entspannt zu bleiben. Manchmal ergeben sich Gelegenheiten, mit denen man gar nicht gerechnet hat. Solange man mit dem Herzen dabei ist, befindet man sich auf dem richtigen Weg. Der Rest ergibt sich von alleine. Reine Selbstdisziplin ist nicht alles.

Wir arbeiten bei Deutscher Bundestag

MitarbeiterInnen stellen sich und ihren persönlichen Werdegang vor

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