Deine Schulzeit

Bild: Saskia Esken

Was für ein Typ Schülerin warst du?

Als ich relativ spät eingeschult wurde, las ich schon, und auch deshalb fiel mir das Meiste in der Schule sehr lange sehr leicht. Allerdings war ich deshalb kein großer Held im systematischen Lernen auf Prüfungen, und meine Abiturnoten waren deshalb eher durchschnittlich. Das selbständige Erarbeiten und Erfassen von Sachzusammenhängen und die Arbeit im politisch orientierten Jugendhaus haben mich mehr begeistert als beispielsweise das Lernen von Vokabeln. Aber eigentlich haben mir alle Schulfächer Spaß gemacht, Deutsch, Geschichte und Gemeinschaftskunde ebenso wie Mathematik und die Naturwissenschaften.

Was hast du nach deinem Schulabschluss gemacht?

Nach dem Abitur habe ich nach einer kleinen Urlaubsreise ein Studium der Germanistik und Politikwissenschaften aufgenommen. Doch auch nach einer Eingewöhnungszeit, die man sich immer zugestehen sollte, blieb ich als "Nicht-Akademikerkind" sehr fremd an dem Lebensraum Universität, und der Berufswunsch der Journalistik schien mir letztlich unerreichbar. Den Abbruch des Studiums habe ich als sehr frustrierend und belastend erlebt, und der Misserfolg hat mich sehr verunsichert.

Ich habe danach eine lange Zeit mit vielen verschiedenen, ungelernten Jobs gebraucht, um zu einer Berufsidee zu finden. Ich habe dann an der Akademie für Datenverarbeitung in Böblingen den Abschluss als staatlich geprüfte Informatikerin gemacht und mit viel Freude und persönlicher Zufriedenheit in der Softwareentwicklung gearbeitet, bevor ich nach einer ausgedehnten Kindererziehungspause in die Politik gegangen bin.

Ich denke, gerade für mich als "Erststudierende" wäre eine bessere individuelle Beratung und Orientierung für Beruf, Studienfach und -ort und eine engere persönliche Beratung und Betreuung an der Universität hilfreich gewesen. Auf der anderen Seite möchte ich die Erfahrungen des Abbruchs, der Jobs und aus der Softwareentwicklung nicht missen, denn all das war für meine weitere Entwicklung ungemein wertvoll!

Deine Studienzeit

Bild: Saskia Esken

Was hast du studiert und wie kam es zu deiner Studienwahl?

Als Jugendliche habe ich mir immer vorgestellt, über das Studium der Sozialpädagogik in einen sozialen Beruf zu gehen. Ich habe dann letztlich mein soziales Engagement ins Private verlegt und ein Studium der Germanistik und Politikwissenschaften aufgenommen, das ich aber nicht zu Ende gebracht habe. Nach einigen ungelernten Jobs habe ich als Schreibkraft an der Universität eines der frühen wissenschaftlichen Textverarbeitungssysteme kennengelernt und wollte gerne wissen, wie das funktioniert. Die Akademie für Datenverarbeitung in Böblingen bot mir die Möglichkeit, in drei Jahren einen Abschluss als staatlich geprüfte Informatikerin zu machen. Die ADV war durch den hohen Praxisanteil am ehesten mit einer Berufsakademie (heute Duale Hochschule) vergleichbar.

Was genau macht man im Studium?

Das Studium an der Akademie für Datenverarbeitung war gegliedert in ein Jahr sehr schulische Theorie, ein ganzjähriges Praktikum und ein weiteres Jahr Theorie, das mit einer Prüfung abschloss. In den Theoriephasen gab es Programmierunterricht und andere technische Grundlagen wie Datenbanktheorie, aber auch betriebswirtschaftliche Themen wie Kostenrechnung und Marketing. Im Praxisjahr habe ich sehr schnell produktiv in der Softwareentwicklung gearbeitet.

Hast du dich schon während des Studiums politische engagiert?

Durch meine Eltern, die beide Sozialdemokraten waren, habe ich schon sehr früh mit der Politik zu tun bekommen. Während der Schulzeit begann ich mich im Jugendhaus Weil der Stadt (Baden-Württemberg) zu engagieren. Hier haben wir regelmäßig politische Veranstaltungen von Jugendlichen für Jugendliche ausgerichtet. Gemeinsam haben wir dort einen Raum geschaffen, an dem man sich regelmäßig austauschen und diskutieren konnte. Viel später bin ich dann in die SPD eingetreten, um dort Mitstreiter für einen AK Asyl zu finden - es war Ende der 80er, die Zeit der "Das Boot ist voll"-Parolen und der viel zu hohen Wahlergebnisse für Republikaner und andere ausländerfeindliche Hetzer, und ich wollte nicht nur zusehen.

Dein Job heute im Bundestag

Bild: Saskia Esken

Wie war dein Weg in den Bundestag?

Bis zur Geburt meiner Kinder war ich in der Softwareentwicklung tätig, doch mit der Betreuung von drei Kindern ließ sich diese Berufstätigkeit damals nicht vereinbaren. Politisch blieb ich aber weiterhin engagiert. Das Engagement orientierte sich dabei an meiner jeweiligen Lebensphase. So war ich ab der Kindergartenzeit meiner Kinder in der Elternvertretung aktiv, zum Ende als stellvertretende Vorsitzende des Landeselternbeirates. In die Kommunalpolitik bin ich erst als Gemeinderätin und dann als Kreisrätin eingestiegen, als meine Kinder etwas älter waren. Auch in der Partei habe ich mich dann wieder stärker engagiert, bin Ortsvereinsvorsitzende, Kreisvorsitzende und Mitglied im Landesvorstand der SPD.

Durch mein langjähriges und vielseitiges Engagement habe ich mir eine gute Basis innerhalb und außerhalb der eigenen Partei aufgebaut, die mich unterstützt. Gerade diese Unterstützung ist notwendig, um die Belastung durchstehen zu können, die Wahlkampf und Mandat mit sich bringen.

Wie ist es ein Mitglied des deutschen Bundestages zu sein?

Ein Mitglied des deutschen Bundestages zu sein ist eine der interessantesten Tätigkeiten, die ich mir überhaupt vorstellen kann. Allerdings ist es auch ein sehr stressiger und zeitintensiver Job. Ich habe von Montag bis Freitag eine 70-Stunden-Woche; und am Wochenende wird weitergearbeitet.
Ganz unterschiedlich ist meine Arbeit in den Sitzungswochen in Berlin und die im Wahlkreis. Wenn Sitzungswoche ist, dreht sich alles um die Beratung von und Abstimmung über Gesetzesvorlagen. Es gibt viele Beratungen in Arbeitsgruppen und Ausschüssen, damit am Ende möglichst viele mit der Gesetzesvorlage zufrieden sind. Um sich bereits im Vorfeld der Arbeitsgruppen abzustimmen, finden häufig Gespräche mit anderen Fachpolitiker_innen statt. Außerdem muss ich mich natürlich im Vorfeld inhaltlich auf die Thematik vorbereiten und mir einen Überblick über beispielsweise den Forschungsstand verschaffen. Ich spreche bei Fachtagungen, gebe Interviews und nehme an Diskussionen teil.
Ein weiterer und sehr wichtiger Punkt ist die Arbeit im Wahlkreis. Hier bin ich bei vielen Veranstaltungen präsent und führe Gespräche mit Bürger_innen. Das ist besonders wichtig, da ich nur so erfahre, was die Basis bewegt.
Dazu kommt noch die Öffentlichkeitsarbeit für meine Arbeit und die der gesamten Bundestagsfraktion. Ich organisiere mit meinem Team eigene Veranstaltungen, und wir informieren über meine Arbeit bei den sozialen Medien, auf meiner website und in der Presse.

Bild: Saskia Esken

Was findest du ist das Spannendste an deinem Job?

Das Spannendste ist mit Sicherheit die Vielseitigkeit meines Jobs. Ich stoße ständig auf Neues und stehe immer wieder vor neuen Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Durch die Vielfalt der Menschen, mit denen ich durch meine Tätigkeit zusammenkomme, die Fachleute und die Kollegen in Berlin ebenso wie die Bürgerinnen und Bürger, die Vertreter von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft im Wahlkreis, habe ich es mit einem Querschnitt der Gesellschaft konfrontiert, der mich unmittelbar an ihr teilhaben lässt.

Sich mit Politik auseinander zu setzen ist wichtig weil...

man nur so die Zusammenhänge, die unseren Staat und unsere Welt ausmachen und die doch das eigene Leben so stark beeinflussen, verstehen kann. Wer sich für die Gesellschaft, ihre Entwicklung und ihre Probleme interessiert, wer für die eigenen Interessen und die Interessen anderer eintreten will, der muss sich auch für Politik interessieren.

Was würdest du deinem jüngeren Ich raten?

Wenn ich mir anschaue, wie alles verlaufen ist und welchen Einfluss das auf mein Leben hatte, dann würde ich nichts anders machen, meinem jüngeren Ich aber raten, entspannter in die Zukunft zu blicken und aus einem Scheitern kein Drama zu machen. In jedem Scheitern liegt eine Chance und in jedem Anfang ein Zauber.

Wir arbeiten bei Deutscher Bundestag

MitarbeiterInnen stellen sich und ihren persönlichen Werdegang vor

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