Deine Schulzeit

Bild: Thomas Gambke

Was für ein Typ Schüler warst du?

Bedingt durch Umzüge meiner Eltern, habe ich 4 Schulen besucht. Einschulung 1955 in die Volksschule (so hießen damals die Grund- und Hauptschulen) Bad Godesberg (heute Stadtbezirk von Bonn). Die 3. und 4. Klasse dann in Mehlem bei Bad Godesberg. Gymnasien in Bad Godesberg: Otto-Kühne Schule und das „Päda“ (-gogium) (damals eine reine Jungenschule). Nach dem Umzug nach Gehrden bei Hannover, ab der 8. Klasse das Matthias-Claudius-Gymnasium bis zum Abitur 1968.
Meine Leistungen waren in den Naturwissenschaften und Deutsch, Geschichte, Erdkunde immer gut. Diese Fächer haben mich immer interessiert und sind mir (deshalb?!) leicht gefallen. Reines Pauken war nie mein Ding, ich habe es nie gelernt, Texte schnell zu lernen. Das Lernen von Sprachen (Vokabeln muss man einfach pauken) schwer gefallen. Französisch als Wahlfach habe ich bald wieder aufgegeben. Als lebende Fremdsprache habe ich nur Englisch gelernt und als zweite Fremdsprache dann Latein. So habe ich in der Schule zwar sprachliche Grundkenntnisse, aber auch nicht mehr bekommen. Allerdings hat mir Latein immer geholfen – im Verständnis von Fremdwörtern und auch im romanischen Sprachraum. Auslandsaufenthalte waren aber für meine Fremdsprachenkenntnisse entscheidend. Besondere Freude haben mir immer Musik und Kunst gemacht. So war ich während meiner Schulzeit immer im Chor und Orchester und habe in einer Schülerband mitgespielt. Am „Päda“ in Bad Godesberg gab es professionelle Werkstätten zum Schreinern, Töpfern und Metallbau und einen hervorragenden Lehrer für Werkunterricht. Ich habe dort einige handwerkliche Grundkenntnisse bekommen und ich habe gelernt, gute Handwerksarbeit bewerten und anerkennen zu können. Fazit: Neben der Schule war Handwerken und Musikmachen für mich sehr wichtig.

Was hast du nach deinem Schulabschluss gemacht?

Ich war als Schüler zwei Mal in den Sommerferien alleine in England bei Gastfamilien, die mehrere Schüler und Studenten aus dem europäischen Ausland (ich erinnere mich an Franzosen, Holländer, Spanier) für die Sommerferien aufnahmen. Neben den wirklich spannenden Kontakten zu Menschen aus anderen Ländern waren es vor allem die selbstständige An- und Rückreise, die mich als 16 bzw. 17 jähriger richtig herausforderten. Ich fuhr zwar noch in der Gruppe nach London (Schülerreisen), aber ab der Liverpoolstreet Station war ich auf mich allein gestellt. Also mit Taxi, bei der zweiten Reise mit U-Bahn quer durch London zum Paddington und von dort weiter mit der Bahn einmal nach Oxford und einmal nach Bath (Somerset). Das war eine echte Herausforderung, da ohne Handy, nur ausgestattet mit Stadtkarte und guten Ratschlägen. In den letzten Ferien vor dem Abitur bin ich dann ein drittes Mal nach England gereist, diesmal mit einem Schulfreund per Anhalter quer durch Südengland. Diese Reisen waren in Punkto Selbstständigkeit, Planung, Durchsetzen auch in schwierigen Situationen eine hervorragende Ausbildung und haben mich für mein Leben geprägt: das Interesse an und die Neugier auf andere Lebensumstände. Und: den Respekt vor ganz anderen Lebensentwürfen.

Deine Studienzeit

Bild: Thomas Gambke

Was hast du studiert und wie kam es zu deiner Studienwahl?

Auch wenn ich viel Freude am Handwerklichen hatte, standdurch den familiären Hintergrund in einer reinen Akademikerfamilie die Aufnahme eines Studiums nie in Zweifel. Zumal in den 68er Jahren mit der Studentenbewegung die Unis politisch interessant waren und ich schon in der Schule Interesse für gesellschaftliche Zusammenhänge entwickelt hatte – geweckt auch durch einen guten Lehrer, der gerade das Thema Nationalsozialismus sehr nüchtern und ohne Tabus aufarbeitete. Aber ein geisteswissenschaftliches Studium zu ergreifen, erschien mir in Hinblick auf Verdienstmöglichkeiten für meinen Lebensunterhalt eher riskanter. Vor dem Hintergrund meiner Begeisterung für Technik und Handwerkliches war die fachliche Ausrichtung meines Studiums klar: Ingenieur- oder Naturwissenschaften. Ich interessierte mich für Luft- und Raumfahrt, Fahrzeugbau, Verfahrenstechnik, aber auch Bauingenieurwesen (Stadtplanung) und Elektrotechnik, aber konnte mich zwischen den verschiedenen Disziplinen der Ingenieurwissenschaften nicht entscheiden. So fiel die Wahl auf Physik mit der Vorstellung: Dann kannst Du Dich später noch spezialisieren. Und in Physik hatte ich immer sehr gute Noten. Die physikalischen Grundlagen von Alltagserscheinungen oder technischen Geräten – „warum schwimmt Eis auf dem Wasser?“ oder „warum sind Schraubenschlüssel mit verschiedenen Maulweiten unterschiedlich lang?“ - haben mich immer fasziniert und mein Forschergeist angeregt.
Eine weitere wichtige Entscheidung war, nicht zu Hause zu studieren. Die Randbedingung für den Studienort waren: Die Universität oder Hochschule sollte einen guten Ruf für Ingenieurwissenschaften und Physik haben und mindestens 400 km vom Elternhaus entfernt sein. Ich wollte selbstständig sein - und meine Eltern wollten, dass ich selbstständig werde. So habe ich mich bei der TH Aachen, TH Darmstadt und TU München beworben. Da die Zusage aus Darmstadt zuerst kam, ich in Zeitdruck war - mit der Aufnahme des Studiums wurden mir 3 Monate Grundwehrzeit erlassen - und ich keine besondere Präferenz für einen der Studienorte hatte, habe ich mich an der TH Darmstadt eingeschrieben.
Meine Eltern haben mir mein Studium finanziert: Miete und Lebensunterhalt. Aber auch nicht mehr. Urlaub, Auto, Motorrad, Veranstaltungen: Das Geld dafür musste ich mir selber verdienen. So habe ich regelmäßig gearbeitet, in den Semesterferien 4 bis 6 Wochen Vollzeit und während des Studiums einen Nachmittag in der Woche. In der Fabrik, als LKW-Fahrer (ich habe während der ersten Semester den LKW Führerschein machen können) als Museumsführer. Ich habe dabei nicht nur das nötige Geld für meine Interessen verdient, sondern viele interessante und wichtige Einblicke in das Arbeitsleben in den Berufen machen können, mit denen ich Kontakt hatte.
Die Vorstellung, von der Physik noch in die Ingenieurwissenschaften zu wechseln, erwies sich schnell als nicht umsetzbar. Es wurde mir schon in den ersten beiden Semestern klar, dass ich bei der Physik bleiben müsste. Allenfalls nach dem Studium hätte ich eine Spezialisierung in Richtung Ingenieurwissenschaften vornehmen oder eine andere Fachrichtung mit einem Zweitstudium aufgreifen können. Ein ganz kurzer Abstecher zu den Bauingenieuren hatte mich zudem eher abgeschreckt: zu wenig Grundsätzliches, zu viel wurde als gegeben vorausgesetzt und zu wenig hinterfragt – Formeln einfach nur angewandt, aber nicht begründet. Und Physik hat mir Freude gemacht, nicht nur die Theorie, die Experimente sondern vor allem auch die Praktika (auch das chemische Grundpraktikum). Und ich hatte einen sehr guten Hochschullehrer in Experimentalphysik, der seine eigene Faszination an der Physik auch durch wirklich beeindruckende Experimente vermitteln konnte. Bei diesem Hochschullehrer habe ich dann sowohl die Diplomarbeit als auch die Doktorarbeit gemacht. Ich konnte dabei meiner Neigung zu handwerklichem Arbeiten gut nachgehen. So habe ich einen Hochfrequenzofen für hochreine Metalle zur Probenherstellung im Ultrahochvakuum und eine Messapparatur für Hochfeldmagnetmessungen bei 1 Kelvin (-272 Grad Celsius, nahe dem absoluten Temperaturnullpunkt) gebaut. Das waren neben der Festkörperphysik spannende Aufgaben. Natürlich hat mich die Physik aber als solche immer gereizt - Experimentalphysik bedeutet ja ein fast kriminalistisches Vorgehen, die Gesetzmäßigkeiten hinter Naturerscheinungen zu erkennen und damit Technik möglich zu machen. In vielen spannenden Diskussionen mussten praktische Ergebnisse mit theoretischen Erkenntnissen verbunden werden. Vor dem Hintergrund meiner handwerklichen Grundkenntnisse habe ich gute experimentelle Ergebnisse erzielen können. So konnte ich hochreine Proben für meine Experimente einsetzen und damit sehr „schöne“ Spektren messen und publizieren. So waren diese Ergebnisse sicher ein gewichtiges Argument, dass mir eine sogenannte "volle" Stelle als Assistent und Doktorand angeboten wurde. Die folgenden fünf Jahre Forschung und Lehre waren eine Zeit für sehr selbstbestimmtes eigenes Arbeiten. Die Assistententätigkeit umfasste die (eigenverantwortliche) Betreuung eines Praktikums und die Aufsicht für ein Probenlabor mit einem Zeitaufwand von rund 2 Tagen. Den Rest der Zeit konnte ich für meine eigenen Forschungsarbeiten verwenden. Ich kann mich kaum an eine andere Zeit in meinem Leben erinnern, die so spannend, weil selbstbestimmt war. Vor diesem Hintergrund konnte ich meine Promotion dann mit einer sehr guten Note nach 5 Jahren abschließen.

Was genau macht man im Studium?

Vieles habe ich oben schon beschrieben. Ich will es in Hinblick auf die Fragen nochmal zusammenfassen: Die Arbeiten zum Geldverdienen neben dem Studium haben mir auch sehr wertvolle Einblicke in verschiedene Arbeitswelten gegeben und den bleibenden Respekt der Menschen, die in Fabriken, im Handel und in Dienstleistungsberufen arbeiten. Und ich sollte noch ergänzen: Ich hatte, angeregt durch meine drei Englandaufenthalte während der Schulzeit, auch immer Pläne, ins Ausland zu gehen. Doch den Sprung, für das Studium ins Ausland zu gehen, habe ich nicht machen wollen. Mir erschien der Verlust an Zeit zu groß. Auch bin ich kein Sprachentalent und ich befürchtete, dass ich mich deshalb zu viel mit der Sprache und zu wenig mit der Sache auseinandersetzen müsste. Ich bin dennoch viel im Ausland gewesen - mehrfach (auch nur für 1 Woche) in Paris (von Darmstadt mit dem Auto nicht allzu weit) und in London. In den Semesterferien dann auch einmal für 3 Monate in Irland, Schottland und England und einmal 3 lang Monate in Nordafrika (Marokko, Algerien, Tunesien).

Bild: Thomas Gambke

Was hast du nach deinem Diplom gemacht?

Zwischen Diplom und Beginn der Assistentenzeit blieb keine Zeit. Das hat auch damit zu tun, dass ich im Jahr meines Diploms Vater wurde und mit meiner Frau – wir waren beide berufstätig - den Lebensunterhalt für die Familie allein verdienen wollte. So kam mir das Angebot einer Assistententätigkeit, das ich damals bekam, auch wirtschaftlich sehr gelegen und ich habe unmittelbar nach dem Diplom meine Assistententätigkeit aufgenommen.

Was war im Diplom (vergleichbar Master) anders als im Vordiplom (vergleichbar Bachelor)?

Das Vordiplom dauerte vier Semester und war, mit fast ausschließlich verpflichtenden Vorlesungen, Übungen und Praktika, entfernt mit dem heutigen Bachelor vergleichbar.
Doch danach hat sich das Studium sehr verändert. Es gab kaum noch Pflichtveranstaltungen und ich konnte individuell Vorlesungen und damit Themen wählen. Ich entschied mich für experimentelle Festkörperphysik. Neben der Sache waren es auch die Personen - Hochschullehrer und Assistenten -, die die Entscheidung wesentlich beeinflussten. Es ist eine Lebenserfahrung: die Arbeit in funktionierenden Teams und guter Umgebung fördert auch die eigene Leistung.

Mit welchen Erwartungen hast du damals dein Studium begonnen? Haben sich diese Erwartungen bewahrheitet?

Es war nie mein Wunsch, mit dem Studium auch thematisch das zu lernen, was ich in meinem Berufsleben danach ausüben wollte. Ich habe mein Studium immer so begriffen, dass ich wesentliche Grundlagen, das wissenschaftliches Arbeiten und letztlich lerne, mir selbstständig Aufgaben zu stellen und diese auch zu erfüllen. Entsprechend habe ich meine detaillierten physikalischen Kenntnisse selten im Berufsleben einsetzen können. Allerdings haben mir meine physikalischen Grundkenntnisse sehr geholfen in den vielen technischen Fragestellungen meiner späteren Aufgaben in der Industrie. Feste Erwartungen an das Studium hatte ich keine. Ich war eher überrascht über die Freiräume, die ich hatte und habe diese auch ausgenutzt. Das konnte dann im Einzelfall auch so aussehen, an einem sonnigen Mittwochmorgen während der Vorlesungszeit mit dem Motorrad durch den Odenwald zu fahren. Ich habe es aber nie anbrennen lassen und das Versäumte dann nachgeholt. Das hat eigentlich immer geklappt. Ich kann mich an keine Prüfung erinnern, bei der ich durchgefallen wäre. An den Studienort Darmstadt hatte ich keine besonderen Erwartungen. Erst während des Studiums habe ich dann Städte verglichen, war zu Veranstaltungen in Frankfurt, Berlin und München. Aber die Bedingungen in Darmstadt waren gut: alle Vorlesungen und Praktika waren verfügbar und nicht überfüllt. so dass von daher kein Druck in Richtung eines Wechsels aufkam. Und in der für mich neuen Stadt Darmstadt, mit der wunderbaren Umgebung des Odenwalds und des nahen Rheins, war das Leben während der 13 Semester meines Studiums immer genügend spannend und bot genug, um einen Wechsel in eine andere Stadt auszuschließen. Nach dem Diplom habe ich mich an 2 Forschungsinstituten in Stuttgart und Frankfurt (neben Darmstadt) um eine Promotionsstelle bemüht. In beiden Fällen erschienen mir die Themen aber bei weitem nicht so interessant wie das Thema in Darmstadt, so dass ich dort weitergemacht habe.

Hast du dich schon während des Studiums politische engagiert?

Ich habe mich in der zweiten Hälfte meiner Studienzeit in einer Stadtteilgruppe in Darmstadt engagiert. Es ging um eine lebenswerte Innenstadt. So haben wir u.a. auf einem Abbruchgelände einen Kinderspielplatz gebaut - auch wenn ich selbst damals noch keine Kinder hatte. Außerdem haben wir eine langjährige Kampagne gegen die sogenannte ‚Osttangente‘ organisiert. Es war die Zeit des politischen Aufbruchs: Beginn der Friedensbewegung ("Stop dem Vietnamkrieg"), des politischen Wechsels ("Willy Brandt soll Kanzler werden") und Abrechnung mit der konservativen Adenauerrepublik, die den Nationalsozialismus eher negierte als aufarbeitete. Damals habe ich den Wert und auch die Wirkung bürgerschaftlichen Engagements begriffen: Der von der Stadtteilgruppe ohne Genehmigung gebaute Kinderspielplatz wurde am Ende von der Stadt Darmstadt übernommen, die Osttangente meiner Kenntnis nach nie gebaut. Ich war seit meiner Jugendzeit politisch interessiert, ich wollte mich damals aber nicht in einer Partei engagieren. Es war die Zeit der „APO“, der außerparlamentarischen Opposition. Ich habe aber Parlamentarismus und auch Parteien in ihrer Bedeutung für die Demokratie immer anerkannt. Ich kann mich nicht erinnern, auch nur eine Wahl (Kommunal-, Landtags- oder Bundestagswahl) versäumt zu haben. Vielleicht wäre ich bereits damals zu den Grünen gegangen - ich bin dann erst sehr viel später, 2005, in die Partei eingetreten -, aber die Fürsorge für 2 Kinder und ein zweijähriger Auslandsaufenthalt an der University of California, San Diego haben ein Engagement in einer Partei verhindert.

Dein Job als Mitglied des Deutschen Bundestags

Bild: Thomas Gambke

Wie war dein Weg in den Bundestag?

Ich habe nach meinem Studium 1982 einen ganz normalen Beruf angestrebt. Außer einem Engagement in einer Friedensgruppe in Mainz habe ich nicht politisch aktiv gearbeitet. Erste berufliche Station war im Technologiemanagement am VDI Technologiezentrum (damals in Berlin). Danach folgten 25 Jahre bei der SCHOTT AG in mehreren Positionen. Zunächst als Projekt- und Abteilungsleiter in Mainz in der Forschung-und Entwicklung und ab 1990 als Kaufmännischer Werkleiter, später als Sprecher der Geschäftsführung von SCHOTT Electronic Packaging in Landshut. Ich hätte neben meiner Arbeit im Beruf keine wirklich relevante politische Arbeit machen können - zu anspruchsvoll waren der Beruf und die Verpflichtungen in der Familie. Wenn ich dann 2005 doch in die Politik eingestiegen bin dann deshalb, weil ich einfach nicht mehr nur reden wollte. Ich hatte ja immer wieder politische Diskussionen mit Freunden und Bekannten, vor allem auch vor dem Hintergrund meiner Erfahrungen in den USA und Asien. Der zu hohe Ressourcenverbrauch der westlichen Welt und die (fehlenden) demokratische Ordnungen Asiens haben mich bewegt und so wollte ich nicht nur diskutieren, sondern auch (politisch) etwas bewegen. Die Überschrift war „Ein Unternehmer unternimmt etwas.“ Es passte gut, dass ich 2006 meine operativen Aufgaben bei SCHOTT abgeben konnte. Ich habe dann zwar mit einigen ehemaligen SCHOTT Mitarbeitern die Firma msg Lithoglas GmbH gegründet und mit einem jungen Team eine Technologie weiter entwickelt, die der Vorstand bei SCHOTT als nicht wirtschaftlich umsetzbar bewertete, mich dabei aber auf reine Aufsichtsratstätigkeit beschränkt. So blieb dann viel Zeit für (Grüne) Politik: erst 4 Jahre im Kreisverband in Landshut und im Landesarbeitskreis Wirtschaft und Finanzen der Bayerischen Grünen, ab 2008 im Stadtrat in Landshut und ab 2009 im Bundestag.

Wie ist es ein Mitglied des deutschen Bundestages zu sein?

Einen „normalen“ Arbeitstag gibt es für den Abgeordneten nicht. Zwar ist der Ablauf in den 22 Sitzungswochen klar strukturiert: Montag: Fraktion, Fachgespräche, Anhörungen, interne Abstimmungsgespräche. Dienstag: Fraktionsinterne Gremien. Mittwoch: Ausschüsse und am Nachmittag Fragestunde im Plenum. Donnerstag und Freitag: Plenum. Samstag: Parteiarbeit. Die Vielzahl der Aufgaben und die daraus abgeleiteten weiteren Gespräche und Termine lassen jede Woche aber anders aussehen. Das gilt vor allem auch für die sitzungsfreien Wochen. Da gibt es keinerlei vorgegebene Struktur für Termine im Wahlkreis, in der Region, in Bayern, in Deutschland und fallweise Auslandsreisen.

Neben der Vielzahl unterschiedlicher Termine, sind auch die inhaltlichen Themen breit gefächert. Als Mitglied im Finanzausschuss: Steuern, Bankenregulierung, Währung (Eurokrise), als Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Energie und Mittelstandsbeauftragter der Fraktion: alle Wirtschaftsthemen u.a. Energiewende, "ökologischer Transformation der Wirtschaft", Bürokratieabbau.
Um Einblicke in verschiedene Sichtweisen und Perspektiven zu den Themen zu erhalten, sind Gespräche mit Verbänden, mit Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen – Unternehmern genauso wie mit Betriebsräten wichtig. Daneben gilt es enorm viel zu lesen, jede Woche mehr als tausend Seiten - ohne wissenschaftliche Referenten im eigenen Büro nicht zu schaffen. Die Entscheidung über Schwerpunkte, Bestimmung von Zeitpunkt und thematische Festlegung für die Öffentlichkeitsarbeit, Debatten in der Fraktion, im Ausschuss, im Plenum des Deutschen Bundestages, im Kontakt mit Verbandsvertretern und Nicht-Regierungs-Organisationen treffe ich als Abgeordneter selber. Arbeitszeit sind regelmäßig rund 80 Stunden pro Woche - ich persönlich halte mir den Sonntagvormittag frei. Das Arbeiten in 4 Büros (in Berlin im Bundestag und in meiner Berliner Wohnung, im Wahlkreis im Bürgerbüro und meinem Büro in meiner Hamburger Wohnung) erfordert eine gute Organisation und Planung. Es hilft die digitale Bearbeitung von Unterlagen - bei einem allerdings suboptimalen, bei weitem nicht ausreichenden, weil mit modernen Technologien unzureichend gerüsteten Service des Deutschen Bundestages.

Bild: Thomas Gambke

Was findest du ist das Spannendste an deinem Job?

Die Verantwortung, mit der eigenen Entscheidung wesentlich die Geschicke des Landes und vor allem der Menschen zu lenken, ist eine hohe Herausforderung. Ich empfinde das immer noch - nach fast 6 Jahren im Bundestag - als spannend, aber auch sehr befriedigend. Aufregend und faszinierend ist dabei die ungeheure Vielfalt der Themen und der Gesprächspartnerinnen und -partner. Man notiert dabei, dass auch ein Minister oder ein hochrangiger Manager, ein Regierungschef eines anderen Landes oder der Leiter einer Nichtregierungsorganisation auch nur Menschen sind. Also: Furcht vor den Mächtigen und Einflussreichen ist nicht angebracht – aber Respekt vor ihrer Arbeits- und auch ihrer intellektuellen Leistung. Uns verbindet dabei das Bewusstsein und die Verantwortung, dass die Themen, mit denen wir uns in Gesprächen und Sitzungen auseinandersetzen, am Ende zu Entscheidungen führen, die für sehr viele Menschen spürbare Konsequenzen haben werden. Diese Verantwortung wiegt schwer, ist aber auch ungemein spannend. Ich freue mich jeden Tag über die Wahlentscheidung der Bürgerinnen und Bürger, die mich als Vertreter in den Deutschen Bundestag entsandt haben.

"Sich mit Politik auseinander zu setzen ist wichtig weil..."

...ich mein Leben und meine Lebensumstände selber mitgestalten und entscheiden will. Und die Demokratie hat sich zum Ziel gesetzt jeden mit einzubinden. Die Macht soll "vom Volke aus gehen.", was nur möglich ist, wenn man sich mit Politik auseinandersetzt. Das ist alternativlos.

Was würdest du deinem jüngeren Ich raten?

Vielleicht hätte ich doch 2 Semester im Ausland studieren sollen. Das hätte mir früher bessere Kenntnisse einer Fremdsprache vermittelt und mir noch früher und eindringlicher die Augen geöffnet für andere Lebensumstände und –bedingungen. Auf der anderen Seite habe ich schon während meiner Schul- und Studienzeit viel gesehen - eigene Reisen sowie Reisen (während der Promotionszeit) zu Tagungen nach Frankreich und in die USA und vor allem dann 2 Jahre in den USA an einer Universität. Vielleicht hätte ich mir auch noch etwas mehr Zeit für das Studium nehmen sollen und mich einmal im Rahmen eines Sabbatical mit Volkswirtschaft, Jura, oder auch Geschichte befassen sollen. Leider gab es damals keine Angebote zu einem 'Studium Generale'. Eine frühzeitige Spezialisierung halte ich für nicht zielführend in einer Zeit schneller Veränderungen. Mein Fazit: Die Kenntnisse grundlegender Strukturen und ein breites Basiswissen sind das beste Rüstzeug für die aktuellen Herausforderungen.

Wir arbeiten bei Deutscher Bundestag

MitarbeiterInnen stellen sich und ihren persönlichen Werdegang vor

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