Schulzeit
Was für ein Typ Schüler warst Du?
Ich würde mich als ein Spätstarter bezeichnen. Bis Klasse 11 eher introvertiert und nicht sehr selbstsicher. Das hat sich verständlicherweise auch in meinen Noten wiedergespiegelt. Doch mit der Oberstufe bzw. vielmehr der damit verbundenen Wahl meiner Kern- und Nebenfächer konnte ich das machen was mich wirklich interessierte und war auch notentechnisch deutlich besser. Ich denke auch die stark geschrumpfte Gruppengröße in z.B. Chemie war ein Faktor, der mich privat aufleben ließ. Mathematische und naturwissenschaftliche Fächer lagen mir besonders, da es logische Knobelfächer sind, die zum abstrakten Denken anregen um auf eine bestimmte Lösung zu kommen. Sport fand ich wegen dem körperlichen Ausgleich klasse.
Was hast du nach deinem Schulabschluss gemacht?
Da Mitte der 2000er Jahr noch Wehr- bzw. Zivildienstpflicht herrschte, habe ich mich bereits während dem Abitur aktiv um eine FSJ-Stelle in einer südfranzösischen Jugendherberge bemüht. Als ich die Zusage für diese Stelle dann bekommen habe, kamen Vorfreude und Angst gleichzeitig in mir hoch. Die vielen guten Freunde, die man in und außerhalb der Schule gefunden hat, konnten ja nicht mit und so wusste ich nicht, ob diese Verbindungen bestehen bleiben. Aber rückblickend war das insgesamt eine meiner wichtigsten Zeiten der persönlichen Entwicklung, die vor allem durch Selbständigkeit und komplett eigenständige Erfahrungen geprägt war. Die Kommunikation lief auf Französisch und durch die Menschen und das wirklich wunderschöne Land, habe ich erstes Blut geleckt und musste im Erasmus-Jahr ebenfalls nach Südfrankreich.
Hinsichtlich des späteren Studiums wusste ich bereits vor dem Antritt zum FSJ was und wo ich machen wollte. Da die erste Bewerbung an der Uni direkt nach dem Abitur geklappt hat, konnte ich meinen Studienplatz einfach ein Jahr verschieben.
Was hast du studiert und wie kam es zu deiner Studienwahl?
Ich habe im Bachelor und Master Wirtschaftsingenieurwesen an der Uni Hannover studiert und dabei meinen Schwerpunkt sehr stark auf den Maschinenbau gelegt. Durch meine Familie hatte ich keine Vorgeschichte in diesem Fach, sodass es eine Wahl nach Interessen war. Technik, Naturwissenschaft und Wirtschaft wollte ich mit diesem Studium kombinieren, wobei ich Wirtschaft irgendwann als sekundär interessant für mich empfunden habe. Mein jetziger Job liegt im Maschinenbaubereich und besitzt hohe Anteile an elektrotechnischen bzw. -chemischen Aufgaben. Im Grunde alles Gebiete, welche auch schon im Studium vermittelt wurden, jedoch nicht in dieser Tiefe wie ich Sie heute brauche. In Summe würde ich daher sagen, dass das Studium einen ersten Einblick in viele Richtungen gibt, bis man sich im Verlauf des Bachelors und (noch viel stärker) im Masterstudium für zwei/drei Richtungen entscheidet.
Was macht man im Studium?

Quelle: Bernhard
Wie bereits erwähnt beinhaltet das Studium des Wirtschaftsingenieurwesens diverse Richtungen im technischen sowie im ökonomischen Bereich. Spezifischer werden dabei die Grundlagen des Maschinenbaus (z.B. Technische Mechanik, Werkstoffkunde, Höhere Mathe, Physik), der Elektrotechnik sowie Grundlagenfächer des persönlich zu wählenden Vertiefungsfachs behandelt. In meinem Fall habe ich mich im vierten Semester für Energie- und Verfahrenstechnik entschieden, wobei dadurch Fächer wie Thermodynamik, Wärmeübertragung, Strömungsmechanik, Regelungstechnik oder Energieanlagen zu belegen sind oder von mir gewählt werden konnten. Auf ökonomischer Seite stehen Fächer in der Betriebswirtschaft (z.B. Steuern, Privatrecht, Leistungsrechnung, Statistik) und der Volkswirtschaftslehre (z.B. Mikro- und Makroökonomie) an.
Nun muss ich zugeben, dass ich ungefähr nach dem vierten Semester vor allem durch die hohe Anzahl der Prüfungen und der besonders im Ökonomiebereich teils unsinnigen Prüfungsordnung stark am Studium zweifelte. Ich entschied mich daher für ein Jahr Erasmus und belegte einen von mir selbstorganisierten Platz an der Universität in Nizza (Südfrankreich). Der Fragebogen hier würde nicht ausreichen, um meine Begeisterung für diesen Schritt auch nur annähernd zu beschreiben. Es war definitiv das Beste Jahr, dass ich bis dato erlebt habe. Ich entwickelte eine völlig neue Einstellung gegenüber meinem eigenen Studium, dadurch dass man als Austauschstudent eine Weitsicht auf die Themen und dortigen Klausuren entwickelte. Das machte mich im weiteren Umgang mit Stresssituationen und Konfliktpunkten viel gelassener. Hinzu kommt das persönliche Wachsen während einem Auslandsaufenthalt! Inwiefern das stattfindet kann ich nicht schreiben, denn es wird vor allem von Freunden oder der Familie festgestellt.
Nach dem Erasmusjahr habe ich viel entspannter meinen Bachelor fertig machen können und im Anschluss den Master ebenfalls als Wirtschaftsingenieur an der Uni Hannover belegt. Dieser Abschnitt des Studiums unterschied sich bei mir grundsätzlich vom Bachelor, denn ich hatte eine sehr große Wahlfreiheit, was Fächer und Vertiefungsrichtungen anging. So wollte ich die Energie- und Verfahrenstechnik nicht verlassen und vertiefte mich in diesem Bereich stark in Automobiltechnik (z.B. Verbrennungstechnik und –motoren, Erneuerbare Antriebe und Brennstoffzellensysteme). Seitens der Ökonomie belegte ich die Vertiefung der Unternehmensführung, wobei besonders ein externes Seminar mit Volkswagen Nutzfahrzeuge positiv herausstach (Sehr hoher Arbeitsaufwand, jedoch unglaublich tiefe Eindrücke in den operativen Ablauf des Unternehmens und zudem die Möglichkeit Verbesserungsvorschläge aufzuzeigen). Der Master war somit die Zeit, in der ich eine ganz klare Vorstellung meines zukünftigen Arbeitsfeldes entwickelte. Welches Unternehmen, welche Art von Anstellung dass konnte ich nicht beeinflussen, aber war dessen auch sehr enstpannt (-> wieder diese tolle Einstellung aus Nizza).
Mit welchen Erwartungen hast du damals dein Studium begonnen? Haben sich diese als richtig erwiesen?
Ich war vom Bachelorstudium sehr enttäuscht, denn es entsprach nicht meiner Vorstellung vom universitären Lernen und Ablauf. So waren halbstündige Klausuren pro Semesterfach (wohlgemerkt ein knappes halbes Jahr Stoff) unlogisch und dienten nicht dem nachhaltigen Aufbau von Wissen. Im Grunde gibt es über die Studienreform nach Bologna differenzierte Kritik, jedoch kann ich mich rückblickend hinsichtlich der unnötigen Verschulung, der starren Fächerbelegung sowie dem zerreibenden Lerndruck nur anschließen. Der Master ist wie gesagt komplett unterschiedlich und wiederum so wie ich mir das gewünscht habe. Und auch die Universität ist im Laufe der Jahre nach der Bolognareform (vor allem durch die Studiengebühren) professioneller geworden und besitzt heute einen Servicelevel für Studenten, den ich noch an keiner weiteren Universität gesehen habe (z.B. Servicehotline für ALLE Anliegen, Onlineprüfungsamt). Was kann ich abschließend noch über mein Studileben sagen: Es war eine Zeit zum alles Mögliche Ausprobieren und zum Finden der stärksten Interessen.
Dein Job als Doktorand in der Brennstoffzellenentwicklung
Wie kamst du zu deinem jetzigen Job/Wie ist dein Werdegang?
Ich startete mit einem Praktikum in der Abteilung Entwicklung von Brennstoffzellen bei einem Automobilhersteller. Dort konnte ich auch meine Masterarbeit schreiben und ich wurde im Anschluss gefragt, ob ich mir auch vorstellen könnte den Doktor in dieser Abteilung zu machen. Ich hatte den Doktor eigentlich gar nicht im Auge, jedoch hatte ich zugleich einen Professor am Forschungszentrum Jülich zur Hand und so entschied ich mich zum Glück für diese Chance! Mein Arbeitgeber war mein Wunschpartner, da das Unternehmen im Bereich der Brennstoffzellen für Automobile Europa sehr gut aufgestellt ist. Ich hätte wohl nirgendwo mehr lernen und erfahren können.
Wie sind die Berufschancen mit deinem Studium/deiner Ausbildung und wie schwierig ist es in deinen momentanen Beruf zu kommen?
Meine Erfahrungen zeigen mir, dass der Studienabschluss (ob Fach oder Note) nur sekundär dazu beitragen einen Job im Wunschunternehmen zu bekommen. Sofern in größeren Unternehmen keine Stellen ausgeschrieben werden dürfen (sei es aus Sparmaßnahmen oder strategischen Gründen), wird NIEMAND eingestellt. Es kommt somit auf die Mischung aus perfektem Zeitpunkt und benötigten Fähigkeiten für das Unternehmen an. Kleinere und mittlere Unternehmen haben da bestimmt eine etwas flexiblere Handhabung, das kann ich nicht beurteilen.
Was findest du ist das Spannendste an deinem Job?
Als Doktorand besitze ich hinsichtlich meiner Forschungsfragen einen sehr hohen Grad an Freiheit. Das bedeutet ich kann mir die Vorgehensweise, wie ich meine Dissertation füllen will, zu 90% selbst bestimmen. So habe ich im ersten halben Jahr drei Studenten angestellt, die ich mit drei unterschiedlichen Projekten beauftragte um das Forschungsfeld erstmals kennen zu lernen. Das Spannendste an meiner Arbeit finde ich das Finden von neuen Lösungswegen oder Erklärungsmethoden für bekannte Problemstellungen bei der Brennstoffzellenproduktion. Wenn diese Lösungen dazu beitragen das Brennstoffzellenfahrzeug serienreif zu machen, wäre ich stolz auf mich.
War der Job auf deinen Studiengang/ deine Ausbildung zugeschnitten oder kann man auch etwas anderes machen, um in deinem Bereich tätig zu werden?
Grundsätzlich nein, denn diese Technologie basiert auf der Elektrochemie, der Physik sowie dem Maschinenbau. Es gibt daher noch keinen Studiengang der alle diese Bereiche annähernd ind er Tiefe abdecken könnte.
Was würdest du deinem jüngeren Ich raten?
Jüngeres Bernhard-Ich, mit FSJ und Erasmus hast du alles genau richtig gemacht! Beim nächsten Start des Studiums nehme dich noch genauso ernst, dass du noch Spaß am Lernen und am Fach hast. Sprich logisches freies Denken sticht Verkrampftheit aus.