Schulzeit
Was für ein Typ Schüler warst du?
Ich hatte ausgezeichnete Noten in fast allen Fächern. Ich mochte aber eher Fächer wie Mathe, Physik und Chemie, wo logische und nachvollziehbare Strukturen existieren. Fächer, bei denen es viel ums Auswendig-Lernen ging, waren nicht mein Ding.
Was hast du nach deinem Abitur gemacht?
Ich habe sofort mit dem Studium angefangen – die Alternative war Wehrdienst. Das war auch dadurch bedingt, dass es in meiner Heimat Bulgarien damals nicht so viele andere Alternativen gab. Sachen wie Ausbildung oder Auslandsjahr, wie es in Deutschland üblich ist, gab es nicht.
Studienzeit
Was hast du studiert und wie kam es zu deiner Studienwahl?
In den staatlichen Unis in meiner Heimat gibt es Aufnahmeprüfungen in verschiedenen Fächern – ich habe solche in Mathe und Deutsch in verschiedenen Unis gehabt. Am Ende stand die Wahl zwischen BWL, Informatik und Nachrichtentechnik. Vor den Aufnahmeprüfungen war ich fest entschlossen BWLer zu werden. Nachdem die Prüfungen gut gelaufen waren, habe ich viele Gespräche mit meiner Familie , mit Lehrern und mit Freunden geführt. Alle waren der Meinung (irgendwann auch ich), dass ich eher technisch ausgelegt bin. So habe ich mich am Ende für die Nachrichtentechnik an der TU-Sofia entschieden.
Was macht man im Studium?
Die Hauptfächer, auf denen alles aufgebaut war, waren Mathe, Physik und Elektrotechnik. Dann folgten Fächer wie Signale und Systeme, Radioübertragungen, Datenübertragungen über Kabel usw. Das waren auch die Fächer, die mich Interessiert haben und bei denen ich mich angestrengt habe.
Irgendwann im ersten Jahr dann habe ich angefangen mich allgemein für IT zu interessieren – PCs, Software, Programmierung. Deswegen habe ich ab dem dritten Semester eine Werkstudenten-Tätigkeit als Übersetzer des SAP R/3 Systems angefangen. Ab dem 7en Semester wurde ich dann als Junior SAP Berater eingestellt und hatte 32 Stunden Woche. Ich habe praktisch die letzten 4 Semester parallel studiert und als Festangestellter gejobbt. Zum Glück war meine damalige Freundin da (jetzt Frau J) - sie hat mich damals sehr viel unterstützt und die Vorlesungen für mich mitgeschrieben. Ich musste zur Uni praktisch nur für ein paar Pflichtvorlesungen, Laborübungen oder Klausuren. Und da war ungefähr die Zeit, wo es mir klar wurde, dass ich nicht unbedingt als Ingenieur tätig sein will, sondern als ITler.
Was hast du nach deinem Magister gemacht?
Noch im Abschlussjahr als Magister habe ich mich mit meiner Freundin entschieden nach Deutschland zu ziehen. Der Grund war, dass es in Bulgarien zu wenige gute Optionen gab. Ich habe damals auch ein Job-Angebot als SAP Berater in München bekommen. Sicherheitshalber und um überhaupt nach Deutschland zu kommen, haben wir uns an der TU-München eingeschrieben. Wie es der Zufall will, sind wir nach Deutschland einige Wochen nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center gekommen. Das hat eine große Krise in der IT-Branche verursacht und mein Job-Angebot wurde zurückgezogen.
Da ich an der TU-München immatrikuliert war, hatte ich wenigstens die Option, in Deutschland zu bleiben. Ich mich entschieden das damalige Informatik Aufbaustudium, dass 3 bis 4 Semester dauerte, zu machen.
Während des Aufbaustudiums habe ich angefangen mich so richtig für Softwareentwicklung zu interessieren. Bis dahin war ich als SAP Berater nur Anwender. Aber nachdem ich gesehen habe, dass ich selber Software schreiben kann, stand für mich fest, dass ich genau das machen will.
Mit welchen Erwartungen hast du damals dein Studium begonnen?
Ich hatte überhaupt keine Erwartungen. Ich wollte nur einen Beruf haben, der mir gute Chancen gibt.
Job

Quelle: Milen Ivanov
Was ist deine Jobbezeichnung?
Entwickler, Gründer, CEO =)
Wie kamst du zu deinem jetzigen Job/Wie ist dein Werdegang?
Nach 7 Jahren und 2 Jobs als Softwareentwickler, habe ich gemerkt, dass ich etwas ändern will. Ich wollte mehr erreichen und vielleicht etwas Eigenes aufbauen. Deswegen habe ich meinen Job gekündigt und mich selbstständig gemacht. Während ich mit kleineren Aufträgen Geld verdient hatte, habe ich über unterschiedlichen Ideen nachgedacht. Irgendwann habe ich eine sehr gute Idee entwickelt, konnte meinen Partner überzeugen und wir haben Cloudia24 gegründet.
Was macht Dein Unternehmen und wie ist es dort zu arbeiten?
Da wir erst unser Startup aufbauen, kann man es noch nicht sagen. Es ist zwar viel Arbeit, die aber überhaupt nicht belastet und keinen Stress verursacht. Es herrscht nur Freude und man arbeitet mit gewisser Leichtigkeit.
Was machst du genau in deinem Job? - Wie läuft ein normaler Arbeitstag bei dir ab?
Ich habe keine spezifischen Arbeitszeiten – meistens bin ich von 8:30 bis 18:00 Uhr im Büro. Der Tag fängt mit einem kurzen Überblick auf die ToDos an. Zu den Kernaufgaben gehören Entwicklung, Kommunikation und Planung. Darüber hinaus macht man alles, was mit der Gründung zu tun hat. Und das kostet oft mehr Zeit als die Kernaufgaben.
Was machst du genau in deinem Job? - Was findest du ist das spannendste an deinem Job?
Das ist das Ziel etwas zu schaffen, wovon viele Menschen einen großen Nutzen haben werden.
War der Job auf deinen Studiengang zugeschnitten oder kann man auch etwas anderes machen, um in deinem Bereich tätig zu werden?
Ich denke, dass eine Ausbildung oder Studium meistens die Basis legt. Jeder kann daraus etwas anderes machen. Und man merkt es, wenn die Leute eine gewisse Basis haben.
Was würdest du deinem jüngeren Ich raten?
Schwer zu sagen… Nachdem ich jetzt weiß, dass ich Entwickler geworden bin, hätte ich viel früher damit angefangen. Ich habe praktisch erst mit 24 Jahren damit angefangen. Aber ich wusste ja auch nicht, dass ich Interesse daran finden werde. Erst per Zufall bin ich dazu gekommen… Aber wichtig ist, dass man herausfindet, was man machen will.