Psychologie

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Hi Fachschaft Psychologie,

Hallo, ich mache momentan ein FSJ, weil ich während dem Abi noch zu unsicher war, was ich eigentlich studieren will. Man kann ja entweder Psychologie studieren und dann Psychotherapeut werden oder Medizin und dann Psychater werden. Ich verstehe aber nicht ganz den Unterschied und bin deswegen unsicher, welcher Studiengang eher zu mir passen würde. Ich will Patienten später mal wirklich therapieren und nicht nur Medikamente verschreiben, aber mein Freund, der ein Praktikum in einer psychatrischen Klinik gemacht hat, meinte bei Ihnen wären die Psychater viel wichtiger gewesen und würden viel eher das machen was ich mir vorstelle. Vielen Dank schonmal für die Hilfe :)

2 Antworten

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Antwort von Fachschaft Psychologie 23.11.2016 11:48

Hallo Laura,

tatsächlich gibt es in den Betätigungsfeldern von Psychologischen Psychotherapeuten und Psychiatern (insbesondere Psychiatern mit Psychotherapeutenausbildung) große Überschneidungen. Einer der großen Unterschiede ist, dass Psychiater als approbierte Ärzte Medikamente verschreiben dürfen, während Psychologische Psychotherapeuten keine Medikamente verschreiben dürfen. Entsprechend liegt der Fokus bei den meisten Psychologischen Psychotherapeuten mehr auf der nicht-medikamentösen Therapie und sie setzen Medikamente nur als Begleittherapie ein (was dann meistens über den Hausarzt des Patienten), während Psychiater deutlich häufiger Medikamente verschreiben und auch nicht so eine lange (ich sage jetzt hier extra nicht hochwertigere, weil es gibt auch Psychiater, die sehr gute Verhaltenstherapeuten o.ä. sind) Psychotherapieausbildung haben.

Letztendlich ist vielleicht ein Punkt, in dem du dich entscheiden kannst, was du machen möchtest, das Studium. Als Psychiater müsstest du ein Medizinstudium machen, als Psychologischer Psychotherapeut ein Psychologiestudium. Diese zwei Studiengänge sind sehr unterschiedlich und es wäre blöd, wenn du dir - nur um dann eh zu einem ähnlichen Ziel zu kommen - ein Studium aufbürdest, das dir nicht gefällt. Bei Medizin nimmt Psychiatrie im Studium nur einen sehr kleinen Anteil ein. Gerade in den ersten Semestern (der Vorklinik) wirst du dich nur mit der allgemeinen Funktionsweise eines gesunden Körpers auseinandersetzen. Danach wirst du neben Psychiatrie noch sehr viele andere klinische Fächer (u.a. auch zum Beispiel chirurgische oder internistische) haben, die mit Psychiatrie wenig bis nichts zu tun haben. Wenn dich diese Fächer auch interessieren, ist ein Medizinstudium bestimmt super. Wenn nicht, dann wirst du damit vermutlich nicht glücklich. Im Psychologiestudium lernst du deutlich weniger über die allgemeine Funktionsweise des Körpers (hier ist der Humanbiologieteil vor allem auf das Nervensystem beschränkt), sondern du lernst mehr über das Erleben und Verhalten des Menschen in unterschiedlichen Kontexten. Psychologie ist experimenteller ausgerichtet, das heißt, du wirst auch Fächer wie Statistik und Methodenlehre haben, in denen du lernst, wie du empirisch forschst. Auch im Psychologiestudium wirst du dich nicht rein auf die klinische Richtung beschränken können. Bei uns in München ist es zum Beispiel im Bachelor Pflicht, mindestens ein anderes Anwendungsgebiet (Wirtschaftspsychologie, Pädagogische Psychologie oder Human Factors in Engineering) zu wählen. Die Anteile deines Studiums, in denen du dich mit psychischen Störungen beschäftigen kannst, werden aber deutlich höher sein als im Medizinstudium.

Zuletzt noch die Empfehlung: Wenn du sowieso noch ein bisschen Zeit hast, bis du anfängst zu studieren, dann mach am besten ein Praktikum in einer therapeutischen Einrichtung, in der sowohl Psychologische Psychotherapeuten als auch Psychiater arbeiten. Dann kannst du aus erster Hand erfahren, wie sich die Berufsbilder unterscheiden und kannst dich vielleicht besser orientieren.

Viele Grüße,

Angelika (Fachschaft Psychologie LMU)

Neu ergänzt am 23.11.2016 um 11:48 Uhr

Nachfrage von Laura 26.11.2016 10:19

Hallo Angelika,

danke schonmal für deine Antwort, die hilft mir sehr weiter. Ich habe in diesem Forum mal gelesen, dass die Ausbildung zum psychatrischen Psychotherapeuten, die ja nach dem Psychologiestudium für mich noch anstehen würde, 30.000 € kostet. Stimmt das und muss ich das nach dem Medizinstudium auch machen, wenn ich Psychater werden will? Das wäre für mich nämlich vielleicht ein Grund, warum ich Psychologie nicht studieren könnte, da mich meine Eltern finanziell nicht so sehr unterstützen können.

Liebe Grüße,

Laura

Neu ergänzt am 26.11.2016 um 10:19 Uhr

Antwort von Fachschaft Psychologie 26.11.2016 15:23

Hallo Laura,

ja, die Ausbildung zum Psychotherapeuten ist ziemlich teuer. Allerdings musst du, wenn du dich Psychotherapeut nennen willst, die Ausbildung sowohl nach dem Psychologie- als auch nach dem Medizinstudium machen. Im einen Fall bist du dann ein Psychologischer Psychotherapeut, im anderen ein Ärztlicher Psychotherapeut. Wenn du "nur" ein Medizinstudium mit Facharztausbildung hast, dann bist du Psychiater und nicht Psychotherapeut.

Die Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten dauert länger und ist deswegen teurer. Ein Unterschied in den Preisen besteht außerdem noch, je nachdem welche Ausrichtung die Therapieausbildung hat. Verhaltenstherapieausbildungen sind üblicherweise günstiger als Tiefenpsychologisch fundierte / Psychoanalytische Ausbildungen, da du dort weniger Stunden Selbsterfahrung machen musst.

Während der Therapieausbildung ist es üblich, dass du bereits (unter Supervision) Therapien bzw. therapeutische Sessions durchführst. Dafür bekommst du auch Geld, mit dem du zumindest einen guten Teil der Ausbildungskosten wieder reinkriegst. Die Lebenshaltungskosten sind damit aber leider noch nicht gedeckt. Die Ausbildungsinstitute kennen die Problematik allerdings und unterstützen dich auch üblicherweise bei der Finanzierung (also zum Beispiel musst du auf keinen Fall das ganze Geld direkt am Anfang deiner Ausbildung parat haben). Es ist auch zum Beispiel möglich, einen Bildungskredit aufzunehmen, um sich so die Ausbildung zu finanzieren. Es mag nicht unbedingt einfach sein, sich während der Ausbildung zu finanzieren, aber es sollte auf keinen Fall ein Hinderungsgrund sein, wenn deine Eltern dich finanziell nicht (oder nicht so stark) unterstützen können.

Viele Grüße,

Angelika

Neu ergänzt am 26.11.2016 um 15:23 Uhr

Antwort von Kristian 23.11.2016 21:29

Hi Laura,

ich glaube, dein Freund kennt sich dann etwas besser aus - ich habe Klinische Psychologie immer gemieden.

In meinem Verständnis besteht der Unterschied darin, dass ein Psychologe (was ich bin, weil ich es studiert habe) mit Ausbildung als Psychotherapeutischen Psychotherapeut keine Medikamente verschreiben darf, das kann nur der Mediziner / Psychiater. Ich denke nicht, dass ein Psychiater ohne weitere Ausbildung aber therapieren darf - woher soll er denn wissen, wie das geht, wenn er eigentlich Mediziner ist?

In der Klinik sind die Mediziner bestimmt "wichtiger" und höher in der Hierarchie, das kann ich mir gut vorstellen. Aber wenn man seine eigene Praxis haben will, dann ist das nicht zwangsläufig notwenidig.

Sorry, dass ich da keine gescheite Antwort dazu geben kann.

Gruß

Kristian

Neu ergänzt am 23.11.2016 um 21:29 Uhr