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Hi Michael,

Bin mir nicht sicher, ob ich Jura studieren soll. Ich habe gelesen es ist sehr theoretisch und schwer. Stimmt das? Habe ca durchschnitt von 1,7 und bin mir nicht sicher.

Hoffe kannst mir helfen 😃

;) LG jule

2 Antworten

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Michael
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Juli

Antwort von Michael 28.06.2014 21:46

Hallo Jule,

ich teile deine Frage mal in drei Teile auf:

1. zur Theorie:
Natürlich braucht man ein breites theoretisches Hintergrundwissen um Klausuren lösen zu können. Fast noch wichtiger ist es aber, dieses Wissen auch auf konkrete Sachverhalte anwenden zu können. Das muss man üben und das macht auch mehr Spaß als stumpf Theorien zu lernen. Wie Profs das in der Vorlesung halten, sit sehr unterschiedlich, manche erklären alles anschaulich an Fällen, andere gar nicht.
Mir persönlich ist das Studium nicht zu theorielastig (wobei man sich mit abstraktem Denken schon anfreunden können sollte). Ob es dir auch so gehen wird, hängt sicherlich auch stark davon ab, wie sehr dich Jura interessiert. Das kann man in der Schulzeit aber leider kaum realistisch einschätzen, mir ging das damals genau so. Empfehlen kann ich dir aber Orientierungstests (z.B. http://www.osa.uni-freiburg.de/jura/# und http://www.was-studiere-ich.de) und ansonsten: probier das Studium einfach mal aus, und schau ob es dir gefällt. Anders geht's nicht. Und ein oder zwei Semester mal "das Falsche" studiert, sind trotzdem nie eine vergeudete Zeit. ;-)

2. Zur Schwierigkeit:
Natürlich ist Jura nicht einfach. Die Schwieirgkeit hängt aber auch von deinen Zielen ab. Ein "vollbefriedigendes" Staatsexamen (damit kommt man an die "Top-Jobs" in den Kanzleien) ist wirklich extrem schwer zu schaffen.
Die Noten darunter sind mit harter Arbeit aber mMn machbar; geschenkt bekommt man aber natürlich nichts. Die Stoffmenge ist einfach enorm und "einfache Kost" ist das auch nicht. Dementsprechend hoch ist auch der Zeitaufwand. Aber hier gilt wieder: Wenn dir Jura Spaß macht, ist es nicht so schlimm, viel Zeit da rein zu investieren (deswegen: einfach mal ausprobieren, siehe oben...).
Um Missverständnissen vorzubeugen: Natürlich sollte man sich aber nicht mit zu wenig zufrieden geben und zu niedrige Ziele setzen, nach dem in Jura verbeiteten Motto "4 gewinnt" (damit hat man in Jura bestanden). 4 Punkte sind gerade am Anfang wirklich sehr leicht zu schaffen, wenn man ein bisschen was gelernt hat und keinen Blackout hat. Die Benotung wird mit den höheren Semestern aber immer strenger und man hat immer mehr Wissenslücken, die man bisher noch über die 4-Punkte-Grenze retten konnte, aber irgendwann reichts nicht mehr. ;-) Aber du wirst schon sehen, dass man im Studium automatisch auch eine ganz andere Motivation hat, als noch zu Schulzeiten.

3. zur Note:
1,7 ist doch ein gutes Abi, dass sollte vom NC her fast für jede Uni reichen. Mehr lässt sich mit der Note allein aber auch nicht sagen.

Wenn du weitere Fragen hast, melde dich gerne.

Grüße

Michael

Neu ergänzt am 28.06.2014 um 21:46 Uhr

Antwort von Juli 02.07.2014 22:03

Hi Jule,

wieso willst du denn Jura studieren? Was stellst du dir unter dem Studium vor und passt es zu deinen Interessen und Stärken? Fakt ist: Jura ist das anspruchsvollste Studienfach, das man in Deutschland studieren kann. Das ist nicht meine subjektive Meinung - etwa, weil ich es studiere - sondern einfach Tatsache. Dessen muss man sich bewusst sein und man sollte es daher wohl überlegt, aus Überzeugung und nicht aus Verlegenheit wählen.

Der Abiturschnitt ist dabei leider kein Indiz, wie erfolgreich man dieses Studium absolvieren kann. Zum einen, weil mit dem Studium generell ein neuer Abschnitt beginnt, der keinesfalls mit der Schule vergleichbar ist und zum anderen, weil Jura eine Materie ist, die in der Schule nicht gelehrt wird. Welche Dinge für dieses Studium ganz wichtig sind, sind Motivation, Disziplin und Sitzfleisch. Das ist vielleicht dann auch die einzige Aussagekraft eines guten Abiturdurchschnitts - dass man bereits in der Schule gezeigt hat, man kann Disziplin an den Tag legen. Ich selbst habe beispielsweise viele Kommilitonen, die sich trotz 1,... Abiturs ziemlich schwer mit dem Studium tun. Andererseits habe ich nicht wenige Kommilitonen, die ein durchschnittliches Abitur hatten, denen das Jurastudium aber leicht fällt und sie an der Uni voll durchgestartet sind. Da man mit diesem Fach zu Schulzeiten nie in Berührung gekommen ist, hat man keine konkreten Vorstellungen davon, was einen erwartet.

Ich kann dir zwei Dinge bzw. Tipps mit auf den Weg geben, die dir bei der Orientierung behilflich sein können. Erstens, diesen sehr schönen und wahren Text hier von Professor Roxin (ganz großer Name im Strafrecht), der die Fähigkeiten beschreibt, die man für die Juristerei mitbringen sollte: http://www.jurawelt.com/aufsaetze/methodik/8691

Und zweitens kann ich dir das Buch von Fritjof Haft "Einführung in das juristische Lernen" empfehlen, das sehr motivierend ist: http://www.amazon.de/Einf%C3%BChrung-das-juristische-Lernen-Unternehmen/dp/3769405382

LG aus Freiburg, Julia

Neu ergänzt am 02.07.2014 um 22:03 Uhr