Sprachen und Wirtschaft in Köln - Sehr BWL lastig? Was kommt danach?

Profil von Frederika

Hi Olivia,

ich habe vor zwei Jahren mein Abitur gemacht, war ein Jahr in Südamerika und studiere jetzt Jura an der HU.
So richtig überzeugen tut es mich aber noch nicht, da habe ich den Bachelorstudiengang "Sprachen und Wirtschaft" in Köln entdeckt.

Ich wollte dich fragen: Wie ist das Verhältnis der einzelnen Studienteile? Sprich, Verhältnis zwischen Sprache und den Wirtschaftsfächern und zwischen den Wirtschafts- und den Rechtsfächern?

Was machen die meisten nach dem Bachelor?

Wenn du mir ein bisschen was erzählen könntest (denn so von der Beschreibung hört es sich ja doch sehr abstrakt an), wäre das der Hammer.

Liebe Grüße aus Berlin,

Frederika

3 Antworten

Profil von Olivia
Olivia
Profil von Sas
Sas
Profil von Karla
Karla

Antwort von Olivia 10.01.2015 08:29

Liebe Frederika,

Der Sprachenteil ist schon wichtiger als der Wirtschaftsteil, das muss man wissen. Ich weiss ja nicht wo deine Prioritäten liegen...im Grunde hast du jedes Semester einen BWL, einen VWL und einen Rechtkurs (Vertragsrecht oder europäisch/international), also es handelt sich wirklich nur um eine Grundlage. Die meisten Leute wählen diesen Studiengang, weil Sie "etwas mit Sprachen machen wollen, aber nicht Übersetzer werden wollen", sondern in Firmen und Organisationen auf mehrsprachiger oder internationaler Ebene studieren wollen. Wer noch mehr Richtung Wirtschaft gehen will macht dann einen Wirtschaftsmaster (ich kenne jemanden, die jetzt in Belgien in einer grosses Businessschool ist). Der Hauptvorteil sind einfach die zwei Auslandsjahre: das sind unglaubliche Lebenserfahrungen, die sich auf jedem Lebenslauf gut zeigen lassen, aber man muss sich auch an die verschiedenen Lehrstile der Länder anpassen!

Ich hoffe das hilft schonmal, aber melde dich wenn du mehr Fragen hast!

Olivia

Liebe Frederika,

Der Sprachenteil ist schon wichtiger als der Wirtschaftsteil, das muss man wissen. Ich weiss ja nicht wo deine Prioritäten liegen...im Grunde hast du jedes Semester einen BWL, einen VWL und einen Rechtkurs (Vertragsrecht oder europäisch/international), also es handelt sich wirklich nur um eine Grundlage. Die meisten Leute wählen diesen Studiengang, weil Sie "etwas mit Sprachen machen wollen, aber nicht Übersetzer werden wollen", sondern in Firmen und Organisationen auf mehrsprachiger oder internationaler Ebene studieren wollen. Wer noch mehr Richtung Wirtschaft gehen will macht dann einen Wirtschaftsmaster (ich kenne jemanden, die jetzt in Belgien in einer grosses Businessschool ist). Der Hauptvorteil sind einfach die zwei Auslandsjahre: das sind unglaubliche Lebenserfahrungen, die sich auf jedem Lebenslauf gut zeigen lassen, aber man muss sich auch an die verschiedenen Lehrstile der Länder anpassen!

Ich hoffe das hilft schonmal, aber melde dich wenn du mehr Fragen hast!

Olivia

Neu ergänzt am 10.01.2015 um 08:29 Uhr

Antwort von Sas 12.01.2015 16:30

Im ersten Jahr in Köln hat man nur zwei Rechtsvorlesungen. Wenn du aber schon Jura studierst hast, wird das relativ einfach, da es nur Grundlagen sind. Außerdem belegt man jedes Semester VWL und BWL, auch diese Kurse sind nur Einführungen – der Schwerpunkt liegt auf jeden Fall auf den Sprachen. Außerdem hat man noch Sprach- und Kommunikationswissenschaften sowie Kulturraumstudien. An der Universidad de Granada hatten wir eine Vorlesung BWL, einmal VWL und Recht. Hauptsächlich hatten wir jedoch Übersetzungskurse (Spanisch-Deutsch, Deutsch-Spanisch und Französisch-Spanisch). In Frankreich (bei der Kombination Spanisch-Französisch, dh. im dritten Jahr) ist man offiziell für Englisch und Spanisch eingeschrieben - das wird in Köln nicht ganz so deutschlich gesagt, ist aber gut vorher zu wissen. Hier hat man übers Jahr verteilt auch zwei Wirtschaftskurse und eine Rechtsvorlesung. Der Schwerpunkt liegt aber wieder auf den Sprachen.

Da ich erst im dritten Jahr bin, kann ich dir leider noch nicht sagen, wie es bei mir weitergeht. Die Möglichkeiten sind sehr weitläufig: Tourismus, Sprachschulen, Marketingabteilung, Übersetzer, Dolmetscher, … Es kommt ganz darauf an, wo deine Interessen liegen. Die Sprachen und interkulturelle Kompetenz sind auf jeden Fall überall ein Plus.

Neu ergänzt am 12.01.2015 um 16:30 Uhr

Antwort von Karla 15.01.2015 10:39

Liebe Frederika!

Ich beantworte dir gerne deine Fragen!

Zunächst mal: als ich davon vom Studiengang Sprachen und Wirtschaft erfuhr, war ich sehr begeistert, da ich ursprünglich Wirtschaft, Politik und / oder Sprachen im Ausland studieren wollte. Da man ja während dieses Bachelors gleich 2 Jahre im Ausland verbringen soll/muss, habe ich mich sehr gefreut, als ich angenommen wurde. Falls du dich bewerben willst: mach es möglichst früh. Damals war im April schon die Deadline und im Juni dann der Aufnahme Test. Dort wird man in den Fremdsprachen, Deutsch und allgemeinem Wirtschaftswissen geprüft. Ich habe mich damals leider nur für den Test für Spanisch und Französisch angemeldet. Ich hätte mich aber auch für alle 3 Sprachen (also auch Englisch) anmelden können, hätte ich dann alle drei bestanden, wären die Aufnahmechancen noch größer gewesen. Ich bin dann durch das Nachrückverfahren rein, weil ich im Test so gut abgeschnitten habe (mein Abschnitt ist eben „nur“ 1,9), da der NC recht hochgesetzt war damals…so ich erzähl dir das alles so ausführlich, weil der Studiengang damals ein ganz anderes Image hatte: er war total unbekannt, und trotzdem kamen zum Aufnahme Test rund 150 Leute (früher noch mehr).

Ich habe im Abitur Französisch, Spanisch und Wirtschaft gehabt. Deshalb sprach mich der Studiengang sehr an. Im ersten Jahr waren die Fächer, die wir belegen mussten:

- Spanisch und Französisch (in sehr kleinen Gruppen, mit extra Prof für uns, das war sehr gut, da wir so viel dazu gelernt haben und v.a. viel gesprochen haben)

- Englisch musste ich trotzdem belegen (wenn man Spa+Franz hat, ist das so, die Note muss aber nicht angerechnet werden am Ende)

- BWL, VWL (da ich Wirtschaft bis zum Abi hatte, war ich sogar manchmal enttäuscht: ich hatte mir erhofft mehr Rechenwesen zu lernen in BWL und evtl. tiefer in die Themen reinzugehen, da ich fast alles was wir in der Uni besprachen, schon in der Schule hatte (was aber sicher auch viel mit meinem sehr guten Lehrer in der Schule zu tun hatte). Trotzdem war alles was wir in VWL und BWL gelernt haben sehr interessant – grob gesagt bekommt man halt in diesem Studiengang eher einen groben Überblick, ohne tiefer in Themen reinzugehen, aber das ist meine Meinung. Meine Kommilitonen, die davor nichts mit Wirtschaft groß am Hut hatten, fanden das teils schon schwerer..aber ich kann dich beruhigen: groß rechnen mussten wir nie was…)

- Recht (war hier eines meiner Lieblingsfächer, da die Prof echt toll ist (ist auch immer die gleiche) und den Stoff super rübergebracht hat; für dich wird Recht wohl ein Witz hier werden, wenn du es schon ein Jahr lang studierst: man muss nur grob kleine Fälle untersuchen) Ich habe Handelsrecht und Arbeitsrechts belegt (man kann wählen, es gibt dann noch einfach BGB, und das andere weiß ich grad nicht mehr^^)

- Kulturraumstudien Französisch und Spanisch (interessant, viel Auswendiggelerne, Geschichte, Politik, Geschehnisse, viele Präsentationen die man halten muss)

- Sprachwissenschaften (Phonetik u.ä. werden grob angeschnitten)

- interkulturelle Kommunikation (spannend, interessant)

- Kommunikationswissenschaften oder Translationswissenschaften (ich habe ersteres gewählt, da ich absolut kein „Übersetzer Typ“ bin)

So, das waren die Fächer. Das Gleichgewicht im ersten Jahr war da: zu einem Block die Sprachen, der andere Teil Wirtschaft, Recht. Im Großen und Ganzen bedeutete unser Studium immer: viele Fächer, d.h. viele Klausuren am Ende des Semesters, d.h. viel lernen, außerdem viele Hausaufgaben während des Semesters und oft auch Anwesenheitspflicht in allen Kursen.

Dann ging es ins Ausland. Und es waren 2 der besten Jahre meines bisherigen Lebens (obwohl nicht die erste Zeit im Ausland: ich war während der Schule für ein halbes Jahr in Chile und bin nach dem Abi durch Australien gereist – wollte eigentlich aber immer lieber nach Südamerika, war nur ein Schisser und wollte nicht alleine gehen ;-)). Es waren die 2 besten Jahre, weil ich dort unglaublich viele Menschen kennengelernt habe, u.a. meinen Freund, mit dem ich immer noch zusammen bin (er ist Italiener) und es war eben eine sehr intensive Zeit, aus der ich viel mitgenommen und gelernt habe. Das der Studiengang einem so etwas bietet, ist wirklich einmalig toll. Und man hat keinen Aufwand, da alles durch die Hochschulkooperation abgewickelt wird. Ich war in Granada und Aix-en-Provence. Granada ist einfach der Hammer, und in Aix habe ich wirklich gute Freunde kennengelernt. Das beide Orte total toll sind, muss ich glaube ich nicht erzählen ;-).

Allerdings: was das Studium angeht, war ich in beiden Ländern sehr enttäuscht. In Spanien hat man nur 6-7 Fächer pro Semester, die aber auch viel mehr zählen als die Fächer in Deutschland (6 Credits anstatt nur 2). Die Uni in Granada ist sehr schön, direkt im Zentrum. Aber es ist eben eine Übersetzungs- und Dolmetschen Fakultät: d.h. fast alle Fächer waren Übersetzungsfächer. Ich mag überstezen eben nicht, lieber dann direkt sprechen oder dolmetschen. Wir haben dann dafür gekämpft, dass wir auch an andere Fakultäten durften: so habe ich an der Politikwisschenafts Fak. „Mercado del Trabajo en Espana“ studiert, oder „Psicología del Trabajo“ an der Fak für Sozialwissenschaften…Ansonsten war es in Granada eben sehr Übersetzungs- und Sprachwissenschaften lastig. Das hat mich gestört. So ging es in Frankreich weiter, und dazu war dann dort auch noch das ganze Lehrsystem sehr gewöhnungsbedürftig (Frontal Unterricht, Diktieren). Trotz allem glaube ich nicht, dass die Auslandsjahre oder mein Studium schlecht waren. Es ist eben sehr breit gefächert und ich denke, jeder muss neben dem Studium für sich selbst noch ein bisschen was tun (ich habe z.B. privat einfach viele Sachbücher im Bereich Wirtschaft gelesen, andere Sprachen an den Unis noch zusätzlich belegt und freiwillig noch interessante Kurse gemacht). Was ich dir sicherlich jetzt schon sagen kann: ich versuche mich grade nach Mastern umzuschauen. Vieles was mich interessiert, im Bereich Politik, Wirtschaft, Soziales, kann ich erst gar nicht studieren, weil ich nicht genügend Credits während des Studiums in genau diesen Bereichen gesammelt habe. Hingegen Kommilitonen, die nun eher in die Richtung Dolmetscher, Übersetzer, Sprachen gehen wollen, haben da keine Probleme. Es kommt ja auch immer darauf an, was man danach für Ansprüche hat, ich habe vielleicht auch zu hohe. Was die anderen alle machen, steht noch nicht fest, ich möchte gerne noch einen Master machen, denn ich fühle mich noch nicht „Spezialisiert“ genug – was aber glaube ich in fast jedem Studiengang (egal ob Uni oder FH) der Fall ist (außer man Studiert Jura, Medizin,… oder Lehramt ;-)). Die anderen wollen auch fast alle einen Master anhängen.

Ok, so viel erstmal dazu. Bitte melde dich gerne wieder, wenn du noch mehr Fragen hast, ich irgendwas nicht beantwortet habe oder während des Lesens noch weitere Fragen aufgekommen sind ;-) ich hoffe, ich konnte dir erstmal helfen.

PS: falls du sehr viele Fragen hast, können wir auch mal skypen/telefonieren , das geht dann vll leichter ;)

Neu ergänzt am 15.01.2015 um 10:39 Uhr