Ist das Studium sehr schwierig?

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Hi Steffen,

Ich bin Mika, 17, und mache dieses Jahr mein Abitur. Ich überlege seit Kurzem was ich studieren möchte und möchte dich deshalb einiges zum Beuingeneurwesen fragen. Worin genau liegt der unterschied zum Maschinenbau? Ist das Studium anspruchsvoll/anstrengend? Wie viel zeit verbringst du in der Uni/FH/etc und wie viel für das Lernen? Ist das Studium praxisbezogen oder sehr trocken? Als was wird man nach dem Studium arbeiten? Ich danke dir wirklich sehr für deine Antworten.

Gruß Mika

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Antwort von Steffen 30.01.2015 19:09

Hallo Mika,

zwischen Maschinenbau und Bauingenieurwesen gibt es bezüglich der Grundlagenvorlesungen sicherlich einige Parallelen, jedoch sind es von aus der Ausrichtung her zwei völlig verschiedene Studienrichtungen. Beim Bauingenieurwesen geht es um konstruktives Bauen, Umwelt und Wasser wobei es beim Maschinenbau rein um Maschinen, Prozesse und Verfahrenstechniken geht.

Veranstatungen / Fächer wie z.B. Technische Mechanik, Ingenieurmathematik und Darstellende Geometrie / Zeichnen / CAD sind dabei aber vergleichbar und manchmal sogar identisch.

Ich kann dir natürlich ein wenig mehr zum Bauingenieurwesen sagen: im Bachelor lernt man grundsätzlich ein wenig aus allen Bereichen, also von Verkehr (Straße / Eisenbahn) über Umwelt (Wasserversorgung und Wasserbau) und Verkehr bis hin zum konstruktiven Ingenieurbau (Stahlbau, Holzbau, Massivbau, Statik, Brandschutz etc.).

Allgemein gilt das Maschinenbaustudium als etwas komplizierter, da es hier wirklich sehr ins Detail geht was Maschinen- und Anlagenkonstruktionen sowie Prozesse geht. Die Fächer des Bauingenieurwesens sind etwas einfacher zu verstehen, weil man alle die dort gelernten Dinge ja täglich um sich hat. Du bewegst dich im Straßenverkehr oder auf der Schiene, du gehst in sehr viele verschiedene Bauwerke etc. pp. Deshalb ist Bauingenieurwesen vermutlich immer etwas praxisnäher, weil jeder etwas damit anfangen kann. Mit dem Innenleben einer Turbine (Maschinenbau) jedoch nicht ;-)

Was du jedoch machen solltest, kann ich dir nicht sagen. Das liegt ganz allein an deinen Interessen. Wenn du gerne an Maschinen herumwerkelst und dich bis ins kleinste Detail mit den Funktionen und Optimierungen beschäftigen willst, dann könnte Maschinenbau das richtige Fach für dich sein. Wenn du liebe große Bauwerke oder Verkehrsprojekte planen möchtest, dann ist Bauingenieurwesen deine Wahl.

Anspruchsvoll ist jedes Studium. Je mehr Interesse an den Inhalten hast, desto leichter wird es dir fallen. Somit ist der Schwierigkeitsgrad rein subjektiv. Wenn du dich gut in eine Maschine mit jeder Schraube hineinversetzen kannst, dann wird dir Maschinenbau z.B. bestimmt leicht fallen. Wenn nicht, wirst du dich vermutlich mehr anstrengen müssen. Ähnlich ist es beim Bauen. Wenn du für Bauwerke und Konstruktionen rein gar nichts übrig hast, dich Brücken, Studämme oder Wolkenkratzer nicht mehr interessieren als rein das Nutzungsobjekt, das sie darstellen, dann werden dir vermutlich auch die Bauingenieurfächer sehr schwer fallen.

Durch die Grundlagenverstaltungen (Mathematik, Mechanik etc.) quälen sich die meisten etwas durch. Aber spätestens ab dem 3. Semester solltest du Spaß am Studium haben, egal für welche Richtung du dich entscheidest. Wenn du immer alles ohne Interesse nur lernst um zu bestehen, wird es immer sehr anstrengend sein.

Wie viel Zeit du in der Uni verbringst kannst du an den meisten Unis / FHs alleine entscheiden, da es in der Regel keine Anwesenheitspflicht gibt. Ich finde es zwar sinnfrei zu studieren und nicht in Vorlesungen zu gehen, aber das kann jeder für sich alleine entscheiden. Als Student bist du alleine für dich und deinen Lernfortschritt verantwortlich. Du kannst Prüfungen ablegen wann du willst. Somit kannst du ganz wenig an der Uni sein, genau immer zu deinen Vorlesungen (das sind dann zwischen 4 und 7 Stunden am Tag) oder halt fast den ganzen Tag (wenn du dich auch zwischendurch mit Kommilitonen triffst oder auf dem Campus lernen willst). Aber das entscheidest du ganz alleine. Ebenso wie viel du lernen musst oder willst. Zum einen hängt das wieder von deinen Interessen ab, zum anderen von der Zeit, die du bereit bist in deine Zukunft zu investieren. Ich weiß, dass das mit 17 direkt nach Schule auch überfordernd sein kann, wenn man für alles alleine verantworlich ist. Aber es ist leider so - du teilst deine Zeit und alle Dinge völlig alleine und selbstverantwortlich ein.

Je nach Fächerwahl kann das Studium natürlich auch trockener oder praxisbezogener sein (das gilt für Maschinenbau und Bauing.). Du kannst rein theoretisch arbeiten oder sehr praxisnah. Insbesondere beim Bauingenieurwesen bieten sich sehr viele Möglichkeiten für praktische Dinge (auch z.B. Jobs in Ingenieurbüros). Das liegt aber wieder an dir, was du willst und wie motiviert du bist.

Es wird dir niemand etwas hinterher tragen. Was du haben willst, musst du dir nehmen bzw. dafür arbeiten ;-) Wenn du aber das Fach gefunden hast, das deinen Interessen entspricht, wirst du sicher deine Zeit gerne zum Lernen verwenden und es auch nicht als trocken empfinden.

Als was du nach dem Studium arbeiten wirst, ist ganz unterschiedlich. Als Maschinenbauer geht man meistens in die Industrie (Automobilindustrie oder irgendwelche Firmen mit großen Werken). Als Bauingenieur kann man alles mögliche machen, als Planer oder Ausführender, als Verkehrstechniker bis hin zum Bauleiter oder auch in der Industrie oder in Behörden. Oder man baut sich ein eigenes Ingenieurbüro auf. Je nachdem, was für ein Bauingenieur du bist oder werden willst. Die Auswahl ist da echt riesig.

Ich hoffe, dass ich dir ein wenig helfen konnte. Sicherlich sind meine Antworten recht allgemein, aber deine Fragen waren es auch.

Falls ich dir noch weiter helfen kann, melde ich einfach.

Gruß Steffen

Neu ergänzt am 30.01.2015 um 19:09 Uhr

Antwort von Fachschaft Bau 31.01.2015 16:59

Hallo Mika,

schön, dass du dich für das Bauingenieurstudium interessierst. Zunächst mal: Ja, das Studium ist anspruchsvoll. Wenn du mit Mathe und Physik (v.a. Mechanik) gut klar kommst, sollte es aber zu machen sein. Gerade in den ersten Semestern hat man vor allem Höhere Mathematik und Technische Mechanik - gerade die zwei Fächer können sehr theoretisch sein, oft hat man dabei aber schon nebenbei anwendungsbezogene Fächer. Danach wird es aber schnell anwendungsbezogen, Ich bin zum Beispiel im 5. Semester und habe gerade als längere Übungsaufgabe ein Holzplateau für ein restaurant kostruiert.

Die Unterschiede zum Maschinenbau sind natürlich durch die Anwendungen bedingt, statt mit Motoren und Getrieben beschäftigst du dich halt mit Tragwerken von Gebäuden. Nach dem Studium arbeitet man als Bauingenieur. Ist ja schließlich das Bauingenieurstudium :) Das heißt, du arbeitest für ein Büro, für ein Bauunternehmen oder selbstständig an der Planung von allen möglichen Gebäuden, dabei vor allem am technischen Teil, im Gegensatz zu Architekten, die sich eher für Gestaltung interessieren.

Wie jedes (richtige) Studium ist es ziemlich zeitaufwändig. Wenn du in der Regelstudienzeit fertig werden willst (was aber die wenigsten vorhaben), wirst du schon regelmäßig lernen müssen. Es bleiben aber noch Gelegenheite für Freizeit und wie viel Zeit du für das Studium aufwendest ist (wie in jedem Fach) in letzter Instanz deine Entscheidung.

Viel mehr Details findest du auf unserer Homepage: http://www.fs-bau.kit.edu/79.php

Viele Grüße,

Micha
FS Bau

Neu ergänzt am 31.01.2015 um 16:59 Uhr

Antwort von Antonia 06.02.2015 18:55

Hey Mika!

Entschuldige, dass ich jetzt erst antworte... Ich hab momentan richtig viel um die Ohren, weil ab der nächsten Woche Klausuren geschrieben werden und ich echt viel lernen muss.

Aber du hast ja auch noch ein bisschen Zeit :)

Auf jeden Fall ist es super cool, was du dir da für Alternativen überlegt hast. :-) Also im Bauingenieurwesen beschäftigt man sich mit Gebäuden, der Statik (also wie einzelne Bauteile belastet werden usw.) aber auch vielem mehr. Im Maschinenbau kümmerst du dich soweit ich weiß am Anfang um ähnliche Fächer, wie Mathe und Technische Mechanik. Das muss man in beiden Studiengängen machen! Hmm die beiden Studiengänge bzw. die Berufe am Ende sind irgendwie schon von Grund auf verschieden. Im Maschinenbau geht es auch viel um Physik und mehr Mathe als im Bauingenieurwesen, wo aus der Physik fast nur die Mechanik vorkommen. Jedenfalls hauptsächlich.

Ich verbringe ganz schön viel Zeit mit der Uni. Eigentlich meine ganze Zeit. Aber ich mache auch echt viel. Lerne vorher, wiederhole einiges und so weiter. Das macht nicht jeder, da kommt es natürlich auf dich an. Und es bleibt auch schon mal ein Wochenende Zeit und auch unter der Woche Abends mal. Aber man muss schon recht gut organisiert sein, sonst fällt man am Ende des Semesters durch die Prüfungen. In der Prüfungszeit bleibt leider je nach Anzahl der Klausuren auch nicht so viel Zeit und danach geht meist schon bald die Uni wieder los (zumindest nach dem Winter). Bei uns ist es so, dass wir erst ca. 13 Wochen Vorlesungen haben und dann Klausuren in der vorlesungsfreien Zeit geschrieben werden. :-) Semesterferien gibt es nicht. Nicht in Braunschweig und nicht in Aachen etc... Damit muss man leider leben. Aber dafür bietet das Studium so viele interessante Erfahrungen usw., dass es sich lohnt, wenn man sich auch dafür interessiert.

Zur Praxis kann ich nur sagen dass wir halt mit Beispielen aus der Praxis rechnen, aber an einer Uni sehr viel Theorie gelehrt wird. Jedenfalls in den Grundveranstaltungen. Das Fachhochschulstudium zum Beispiel ist etwas praxisorientierter, aber meiner Meinung nach nicht genauso gut, wie das an einer Uni. Aber das sieht jeder anders...

Als was man nach dem Studium arbeitet kann ich dir leider nicht so richtig beantworten.. Man kann in die verschiedensten Bereiche gehen! In ein kleines Büro, eine große Firma, man kann sich mit Wasserbau, Tunneln, Brücken, Gebäuden, Straßen und vielem mehr beschäftigen! Vielleicht hat Steffen dir dazu schon ein bisschen was geschrieben :-)

Denk dran, dass du bei vielen Unis ein Vorpraktikum machen musst :-)

Ich hoffe ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen! :-)

Liebe Grüße! Antonia

Neu ergänzt am 06.02.2015 um 18:55 Uhr

Antwort von Fachschaft Bau, Umwelt und Vermessung 24.03.2015 12:21

Hallo Mika,

erstmal viel Erfolg bei deinen Abiturprüfungen und sorry dass die Antwort so spät kommt.

Der Unterschied zum Maschienenbau ist einfach erklärt: Die Maschbauer wollen, dass sich ihre Produkte bewegen, die Bauingenieure nicht ;) Inhaltlich äußert sich dass dadurch, dass der Maschinenbauer weiter ins Detail gehn muss, zum Beispiel mit Thermodynamik und der Bauingenieur für die Wärmedurchgänge an Wänden nur die Basics können muss. Ein weiterer Unterschied ist natürlich der Größenmaßstab. Ob du jetzt die Statik einer Fabrikhalle berechnest oder ein Kugelgelenk für eine Armprothese ist wahrscheinlich ähnlich viel Aufwand.

Alle Ingenieurstudiengänge sind prinzipiell nicht ohne. Man muss sich schon ein wenig reinknien, damit man gut durchkommt. Die Abbrecherquote (ob freiwillig oder prüfungsbedingt) nach dem 2. Semester liegt bei ca. 30 Prozent.

Die Zeit in der Uni kann man sich selbst einteilen und das macht jeder anders. Grundsätzlich kann man mit ca. 22-26 Vorlesungsstunden pro Woche rechnen und je nach Semester mit 5-10 Stunden Vor- und Nachbereitung, bzw. Bearbeitung von Übungsblättern.

In den ersten drei Semestern hast du abgesehen vom Werkstoffe und Vermessungspraktikum ein sehr trockenes Studium, welches im 4. und 5. Semester anwendungsbezogener wird.

Nach dem Studium kannst du in allen Bereichen der Baubranche artbeiten (je nachdem was du vertiefst). Vom Bauleiter über den Statiker im Büro, Seilbahnbauer, Holzbauer, Verkehrsingenieur, Kläranlagenplaner, Staudammplaner, Hochwasserschutz gibt es eine Riesenauswahl im Berufsfeld Bauingenieurwesen.

Wenn du noch Fragen hast, schreib einfach.

Viele Grüße

Dominik

Neu ergänzt am 24.03.2015 um 12:21 Uhr

Antwort von Florian 15.06.2015 12:29

Hallo Mika! Also es kommt ganz darauf an ob du auf einer TU oder FH studieren willst. Ich selber bin auf einer TU und finde es schon sehr anspruchsvoll. Das was du an Zeit für das Abitur aufgewendet hast kannst du sagen wir mal verdreifachen um gut zu sein und die Klausuren zu bestehen. Aber es ist machbar! Ich habe es mir anfangs theoretischer vorgestellt als es in Wirklichkeit ist. Wenn du aber lieber mehr Praxis haben willst empfehle ich dir auf eine FH zu gehen. Maschinenbau und Bauingenieurwesen sind nicht zu vergleichen. Bauingenieure planen die Statik und bauen Brücken, Häuser, Tunnel, etc.. Maschinenbauer planen, wie der Name schon sagt, Maschinenteile. Später arbeitest du dann als Bauleiter, Statiker, Raumplaner, Brandschützer oder z.B. Fassadenplaner. Ich hoffe ich konnte dir helfen! Bei Fragen melde dich.
Neu ergänzt am 15.06.2015 um 12:29 Uhr