psychologie - ja/nein???

Profil von Franziska

Hi Caroline,

ich bin eine 18-jährige Schülerin aus dem Umland von München und interessiere mich leider für so viel, dass es mir im Moment etwas schwer fällt den für mich richtigen Studiengang zu finden. Psychologie geistert mir dabei schon länger durch den Kopf und ich wäre sehr dankbar, wenn du mir ein paar Fragen dazu beantworten könntest um mir meine Entscheidung zu erleichtern ;)

Wie groß ist der naturwissenschaftliche/mathematische oder biologische Teil des Psychologiestudiums? Sollte man sehr gut in Mathe/ Biologie sein?

Was gefällt dir persönlich besonders daran?

Gibt es die Möglichkeit noch eine Sprache zu lernen während des Studiums?

Vielen Dank im Vorraus,

Franzi :)

5 Antworten

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Antwort von Caroline 09.04.2015 10:05

Hi Franzi,

1. Wie groß ist der naturwissenschaftliche/mathematische oder biologische Teil des Psychologiestudiums? Sollte man sehr gut in Mathe/ Biologie sein?

im Studium hast du mehrere Semester lang Statistik. Das heißt, dass du auf jeden Fall Mathe im weitesten Sinne oft begegnen wirst. Du brauchst aber wenige Vorkenntnisse, d.h. dir wird im Studium in der Regel alles beigebracht. Das kriegt man hin! Biologische Psychologie hat man zwei Semester, wenn man in die klinische Psychologie möchte (z.B. um Psychotherapeut zu werden), hat man glaube ich auch noch Neuropsychologie, wo es nochmal verstärkt ums Gehirn geht.

2. Was gefällt dir persönlich besonders daran?

Mir persönlich hat das Psychologiestudium total gefallen, weil es für meinen Alltag total viel bringt (den Menschen in seinem Verhalten verstehen zu können ist cool), aber auch weil man damit danach total viel machen kann (nicht nur Psychotherapeut! Man kann auch in die Wirtschaft oder in die Bildung oder in die Forschung).

Ich möchte dir hier zwei Tipps geben: setz dich doch einfach mal in eine Psychologie-Vorlesung rein und schau ob es dir gefällt. Die Vorlesung "Einführung in die Psychologie" findet z.B. jedes Wintersemester statt (wo und wann wird dann hier stehen: https://lsf.verwaltung.uni-muenchen.de/qisserver/rds?state=wtree&search=1&trex=step&root120151=1|204266|215942|204483|205814|206722|209511&P.vx=kurz). Auch gibt es im Hauptgebäude die zentrale Studienberatung (http://www.uni-muenchen.de/studium/kontakt/zsb/index.html) und den Studien-Informations-Service (SIS), die dir vielleicht Orientierungfragen beantworten kann (http://www.uni-muenchen.de/studium/kontakt/sis/index.html).

3. Gibt es die Möglichkeit noch eine Sprache zu lernen während des Studiums?

Selbstverständlich. Die Uni bietet kostenlose Sprachkurse an: http://www.sprachenzentrum.uni-muenchen.de/sprachkursangebot/index.html

Viele Grüße,

Caroline

Neu ergänzt am 09.04.2015 um 10:05 Uhr

Antwort von Maria 09.04.2015 11:40

Hallo Franzi,

Welche anderen Studiengänge geistern dir denn noch so durch den Kopf? Oft ist es eine gute Idee einen Studiengang zu wählen, der die meisten Interessen verbindet. In Freiburg gibt es zum Beispiel Studiengänge in Psychologie und Kognitionswissenschaften und einige Leute, die sich auf Linguistik spezialisieren; wenn du Sprachen gerne magst, könnte dich das vielleicht interessieren. Allerdings gibt es im Bachelor meistens kaum Wahlmöglichkeiten und du musst eh die Kurse nehmen, die im Stundenplan vorgeschrieben sind, also kommst du da noch nicht so viel mit dem Forschungsschwerpunkt deiner Uni in Berührung und es ist eigentlich egal wo du studierst ;)

Aber zurück zu deiner Frage! Ich habe an der LMU Psychologie studiert und bei uns hat der naturwissenschaftliche/mathematische und biologische Teil wirklich einen Großteil des ganzen Studiums eingenommen! Ich weiß, dass das an anderen Unis ein bisschen anders ist, aber um Statistik, Methodenlehre und Biopsychologie (unter Umständen sogar jedes Semester) kommst du wahrscheinlich an keiner Uni rum. Wir hatten jedes Semester ca. 4-5 Wochenstunden Statistik; somit das größte Fach von allen. Biopsychologie hatten wir, soweit ich mich erinnere, nur zwei Semester lang. Das Problem an Statistik ist wirklich, dass es relativ unwichtig ist, wenn man später Psychotherapeut oder so was werden will. Man braucht es wirklcih nur, wenn man später selbst Experimente machen, promovieren, Forscher und Professor werden will - aber dann ist es richtig wichtig! Und das zweite Problem ist, dass es relativ langweilig und abstrakt vermittelt wird. Es gibt zwar Seminare, wo man den ganzen Kram übt, aber auch da kam das meiste bei den meisten nicht an. Die Statistikklausuren sind die, in denen die meisten Leute durchfallen. Aber lass dich davon nicht abschrecken! Wenn man in die Vorlesungen und Seminare geht und vor der Klausur eine Lerngruppe macht oder für sich selbst gut lernt, ist die Klausur für jeden (mit einer guten Note) zu schaffen! Und es baut auch nicht wirklich auf dein Schulwissen auf, man fängt wirklich wieder von vorne an, es kann also jeder mitkommen, egal of Mathe-freak oder nicht. Es ist einfach nicht wahnsinnig spannend ;)

Mir gefiel besonders an dem Studium, dass die Leute unglaublich lieb sind und interessiert und wir eine super Gemeinschaft hatten! Außerdem fand ich es toll, Einblick in so viele verschiedene Richtigung der Psychologie zu bekommen: Entwicklungspsychologie, wo es um Bindung geht und wie kleine Kinder lernen, wie wichtig soziale Faktoren sind, warum die Teenagerphase so verrückt ist, was im Alter passiert; Emotions- und Motivationspsychologie, wo wir viele verschiedene Modelle gelernt haben, die versuchen Emotionen zu erklären, und was der Unterschied zwischen Emotion und Kognition ist; Sozialpsychologie, wo wir das Milgramexperiment, erlernte Hifllosigkeit und kognitive Kontrolle gelernt haben, an die ich heute noch ständig denke, weil sie einfach immer wieder zutreffen; Biopsychologie, wo es um den Aufbau der Muskeln geht, das autonome Nervensystem, den Aufbau des Gehirns; kognitive Psychologie, wo es um Lernen, Gedächtnis, Aufmerksamkeit geht; und natürlich die klinische Psychologie, wo wir ganz viel über Schizophrenie, Depression, Angststörungen, bipolare Störung, Persönlichkeitsstörungen, ... gelernt haben. Außerdem fand ich die Blockseminare super, zB zu sozialer Kompetenz und Kommunikation - da kann man dann auch endlich mal über Körpersprache und emotionale Übertragung und Gegenübertragung reden, die sonst im Studium vor lauter Wissenschaft völlig untergehen.

Ich glaube, wenn du an der Uni bist, hast du immer die Möglichkeit eine Sprache zu lernen. Allerdings nicht Spanisch, soweit ich weiß, weil die Kurse immer voll und dann für Spanischstudenten reserviert sind. Ich hab mal nen Französischkurs gemacht. Du bekommst allerdings in Psychologie keine Credit Points dafür.

Viel Erfolg bei der Studienwahl!! Nimm dir ruhig Zeit und google dich mal durch die Seite der LMU, schau dir den Studienverlaufsplan an, frag ein paar Leute! Du kannst sogar ins Vorlesungsverzeichnis schauen und zu Vorlesungen gehen, die dich interessieren! Da sitzen an die hundert Leute und du kannst einfach reingehen; ich habe auch öfter Freunde mitgenommen ;)

Neu ergänzt am 09.04.2015 um 11:40 Uhr

Antwort von Fachschaft Psychologie 09.04.2015 22:42

Hallo Franzi,

freut mich, dass du dich für ein Psychologie-Studium interessierst :)

Mir geht es auch so, dass ich mich für ziemlich viele Sachen interessiere und gerade deshalb finde ich es besonders gut am Psychologiestudium, dass es sehr vielfältige Themen abdeckt. Ich hab zum Beispiel dieses Semester nacheinander Hausarbeiten über die Wirkungsweise einer bestimmten Traumatherapiemethode (ging von der Richtung eher in Richtung Neurophysiologie), somatoforme Störungen (vor allem über die Störungslehre), menschliche Urteile im Umgang mit Software (also Mensch-Maschine-Interaktion) und Mitarbeitergespräche (also ein Thema aus dem Bereich BWL/Personal). Ich finde, dadurch wird das Studium nicht so schnell langweilig :)

Der biologische Anteil ist nicht so besonders groß, zumindest was die LMU angeht (wie andere Unis das handhaben, kann ich dir leider nicht sagen). Du hast in den ersten zwei Semestern Biologische Psychologie. Da geht es vor allem um den Aufbau des Gehirns, das Hormonsystem und so allgemeine Sachen. Da ist es natürlich von Vorteil, wenn man bis zum Abi Bio hatte, weil man dann etwas weniger lernen muss, aber verstehen tust du es auch ohne. Wenn du später dann klinisches Nebenfach nimmst (was du brauchst, wenn du mal den klinischen Master und danach die Psychotherapieausbildung machen möchtest) nimmst, hast du dort dann auch nochmal Entwicklungsneurologie, aber das baut dann eher auf den Grundlagen aus Biologischer Psychologie als auf irgendwelchem Schulstoff auf. Ansonsten kannst du das Thema relativ gut umgehen, wenn es dir nicht gefällt. Wenn es dir gefällt, kannst du dir entsprechende Referats-/Hausarbeitsthemen in den Seminaren suchen, was gerade in den klinischen Seminaren recht gut möglich ist.

Was Mathe angeht, hast du halt recht viel Statistik im Studium. Statistik ist aber nicht gleich Mathe. Das heißt, wenn du total Angst vor Zahlen hast, wirst du zwar vermutlich auch Probleme in Statistik haben, aber wenn du ein grundlegendes Verständnis aus der Schule mitbringst, ist das Ganze eigentlich nicht so schlimm. Mit grundlegendem Verständnis meine ich jetzt, dass du sowas können solltest wie Gleichungen mit einer unbekannten Variable lösen können, die Grundrechenarten und am besten ein bisschen Kombinatorik aus der Oberstufe. Wir machen Statistik ja nicht wie die Statistiker mit so vielen mathematischen Formeln und Beweisen, sondern eher anwendungsorientiert. Das Ziel ist, dass du lernst, vom Konzept her zu verstehen, was das Computerprogramm macht, mit dem du später dann mal deine Forschungsergebnisse auswertest (und das im Zweifelsfall von Statistikern geschrieben wurde, nicht von Psychologen).

Generell zum "naturwissenschaftlichen Teil" des Studiums: Die Psychologie sieht sich heutzutage generell als Naturwissenschaft an, das heißt, dein gesamtes Studium wird empirisch und quantitativ orientiert sein. Soll soviel heißen wie: Der Psychologe von heute wird dazu ausgebildet, in unterschiedlichsten Themenbereichen Experimente mit Personen durchzuführen und diese dann anhand von Zahlen, die er herausbekommen hat, auszuwerten. Du solltest also generell schon ein bisschen etwas für diese naturwissenschaftliche Herangehensweise übrig haben, wenn du Psychologie studieren möchtest.

Mit der Sprache schaut es zumindest in München leider offiziell recht schlecht aus. Alle deine ECTS-Punkte sind durch Psychologie und dein Nebenfach (Klinische Psychologie, BWL, Pädagogik oder Soziologie) belegt, sodass du keine ECTS-Punkte mit Sprachen erwerben kannst, die du in deinen Bachelor einbringen kannst. Du kannst dir aber ungeachtet dessen über das Sprachenzentrum kostenlose Sprachkurse aussuchen, die du zu deinem eigenen Spaß machen kannst, und bei denen du am Ende auch Zertifikate bekommen kannst, die dir ein bestimmtes Niveau bescheinigen. Wenn du das Sprachenzentrum im Vorlesungsverzeichnis suchst (www.lsf.lmu.de), findest du eine Liste der Sprachkurse, die angeboten werden. Du kannst dich natürlich auch mit Zustimmung des Dozenten in einen Kurs der Romanisten / Anglisten / Skandinavisten ... reinsetzen und den Kurs als Gasthörer besuchen. Der Dozent kann dir dann dafür einen Schein ausstellen, der dann auch soweit ich informiert bin, auf deinem Bachelorzeugnis erscheinen kann, wenn du das möchtest (aber nicht in deine Note von Psychologie zählt, also in so einer Rubrik wie "das hat sie auch noch gemacht" steht).

Liebe Grüße,

Angelika (Fachschaft Psychologie LMU)

Neu ergänzt am 09.04.2015 um 22:42 Uhr

Antwort von Kristian 13.04.2015 21:42

Hallo Franzi,

Statistik ist ein wichtiger und umfangreicher Bestandteil des Psychologie-Studiums. Mathe ist also zu einem gewissen Grade schon wichtig. Ich komme aus Bulgarien und war an einer ganz normalen bulgarischen Schule, wo wir keine Stochastik oder Sonstiges gelernt haben und trotzdem bin ich irgendwie durchgekommen. (hehe) Gute Grundlagen in Mathe hätten es aber bestimmt einfacher gemacht für mich. Allerdings steht und fällt alles damit, ob der Prof gut erklären kann. Biologie, nun ja, da hatte ich nur zwei Vorlesungen und war auch nie besonders gut, aber das lag eher an der Sprache.

Für mich war von Anfang an klar, dass ich keine klinische Psychologie machen will, also habe ich das immer abgewählt und hatte nicht einmal eine klinische Vorlesung. Dafür aber - freiwillig oder nicht ganz - viel wirtschaftliche Psychologie, als Nebenfach BWL und VWL usw. Das hängt im Endeffekt sehr viel vom Angebot an der jeweiligen Uni ab. Oft hat man sehr wenigen Auswahlmöglichkeiten oder sie sind nur bedingt verfügbar... Ich hätte mir im Studium mehr Freiheit und Vielfalt gewünscht, eindeutig. So als Tipp bei der Wahl von Uni/Studiengang. Ich bewege mich sonst auf der Forschungsschiene und möchte im Herbst mit meiner Promotion anfangen. D.h., ich bleibe ich der Forschung und mache eine akademische Karriere. Ich mag Sozialpsychologie und habe inzwischen Fuß gefasst in der Marktforschung, was ich auch sehr spannend finde. Mit klinischer, pädagogischer und allgemeinen Psychologie kann ich wenig anfangen, aber das ist ja eine Typsache.

Sprachkurse sind meist kostenlos oder -günstig und können von jedem Studierenden belegt werden. Allerdings variiert das Angebot ja wieder von Uni zu Uni. ;)

Ich hoffe, ich konnte ein wenig weiterhelfen.

Gruß

Kristian

Neu ergänzt am 13.04.2015 um 21:42 Uhr

Antwort von Esther 17.04.2015 21:47

Hallo Franzi,

schön, dass du dich damit beschäftigst, was du später machen willst ;). Zur Psychologie:

Es kommt immer drauf an, wo du den Psychologiebachelor anfängst, es ist ein wenig unterschiedlich, welche Schwerpunkte die Unis legen (z.B. an der Uni München gibt es einen großen Schwerpunkt auf Methoden,also Statistik;heißt natürlich nicht, dass es nicht noch andere Fächer gibt!). Am besten kuckst du dir einfach mal die Struktur von verschiedenen Studiengängen an an verschiedenen Unis (findest du leicht über Google, wenn du einfach die Uni und den Ort und Psychologie eingibst und dich bisschen durchklickst, dann findest du die Module sicher). Aber es ist in jedem Grundstudium so, dass es einen gewissen Methodenteil (Statistik) gibt und Grundlagen wie biologische Psychologie (also wie funktioniert das Gehirn usw.), aber auch andere Fächer (Klinische Psychologie, Sozialpsychologie, Entwicklungspsychologie...). Aber genau das hängt von der Uni ab, also schau dir einfach mal die Unis konkret an, wenn du da nichts findest, melde dich gerne wieder.

Aber dazu ob man sehr gut in Bio und Mathe sein sollte in der Schule kann ich nur sagen, dass das nicht unbedingt nötig ist. Es ist sicher von Vorteil, wenn einem Naturwissenschaften liegen, aber man kann Psychologie gut schaffen auch wenn man in den Fächern nicht so glänzend war. Man muss sich halt bisschen reinhängen, aber ist gut machbar! Also wenn einen die Psychologie interessiert, man sich das Arbeiten in dem Bereich vorstellen kann (dazu hilft ein Praktikum in dem Bereich, kann ich sehr empfehlen, auch noch zu Schulzeiten!!), dann schafft man das. Du kannst dich auch in der Uni einfach mal mit in eine Vorlesung setzen, die sind öffentlich für alle, und das Vorlesungsverzeichnis gibt es online.

Persönlich gefällt mir, dass die Psychologie so vielfältig ist, man in so viele Bereiche kann damit (Klinik, Wirtschaft, Beratung, und und und...) und einfach viel über Menschen lernt und wie man mit diesen arbeiten kann. Das nur ganz grob ;).

Ja, man kann neben dem Studium, wenn man sich gut organisiert, auch Sprachkurse an der Uni besuchen. Das zählt nicht in das Hauptstudium, man macht das also nebenbei freiwillig, aber an eigentlichen allen Unis gibt es da Angebote. An der Münchner Uni ist das z.B. das Sprachenzentrum, das Kurse anbietet. Das kannst du auch mal googeln. Viele Kurse sind sehr begehrt, also muss man dann fix bei der Anmeldung sein, aber es gibt tolle Angebote außerhalb des Studiums von Sprachen, über Sport bis verschiedene Vereine an der Uni...da ist viel geboten!

Wenn du weitere Fragen hast, melde dich gerne und ansonsten viel Erfolg beim Informieren!

Liebe Grüße
Esther

Neu ergänzt am 17.04.2015 um 21:47 Uhr