Warum hast du den Studiengang Philosophy and Economics abgebrochen?

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Hi Max,

Wie ich sehe, hast du bereits nach einem Semester den Bachelor-Studiengang Philosophy & Economics an der Uni Bayreuth abgebrochen. Da ich selbst überlege, mich dort zu bewerben, nun meine Frage: Was waren für dich die Gründe, das Studium nicht fertigzubringen? Lag es an der Uni, an den Profs, an den Lehrinhalten oder etwas ganz anderem? Vielen Dank und besten Gruß,
Lewin

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Max

Antwort von Max 11.06.2014 21:29

Lieber Lewin,
die Uni war sicher nicht die Ursache für den Wechsel, auch Bayreuth und auch die Professoren nicht, denn sonst hätte mich kaum dazu entschieden an der Uni Bayreuth zu bleiben, doch der Reihe nach:
Die Uni selbst zeichnet sich dadurch aus, erstens überschaubar zu sein - mit 11.400 Studierenden gehört sie sicher zu den kleineren Universitäten und kann demnach vielmehr so etwas wie eine familiäre Atmosphäre bieten: Die Betreuungsverhältnisse (Studierende:Professoren) sind überdurchschnittlich gut, wenn auch mit einigen Schwächen wie etwa in den Wirtschaftswissenschaft, aber das wirst du, außer an privaten Hochschulen, nirgends anders finden, die Professoren selbst - das gilt insbesondere für P&E, sind auch bemüht (stärker als Kollegen an anderen Universitäten) solch eine Atmosphäre zu bieten: Für Kontakt sind sie jederzeit zu erreichen, ganz gleich welches Anliegen du verfolgst. Bei den Studierenden untereinander verhält es sich ähnlich, kurz gesagt zeichnet sich der Campus dadurch aus, dass "man sich kennt" - es ist kaum möglich von A nach B zu gelangen, ohne einem bekannten Gesicht zu begegnen. Das liegt nicht zuletzt an der baulichen Lage: Bayreuth ist eine (rel. grüne) Campus Uni, alle relevanten Einrichtungen (zumindest für P&E u.a.) liegen auf dem Gelände etwas außerhalb der Innenstadt, das aber rel. gut zu erreichen ist - idealerweise per Rad oder zu Fuß (da Bayreuth mit 77.000 Einwohnern nicht die größte Stadt ist) ist das keine große Angelegenheit. Die Uni sowie die Professoren (für Philosophie) verdienen daher mindestens gute Noten. Die Stadt selbst ist, wie bereits angedeutet, kein Eldorado von Kunst, Kultur und Unterhaltung - für drei oder auch fünf Jahre lässt es sich jedenfalls gut aushalten: Alles in allem ist man ganz gut versorgt, wenngleich gelegentlich die Großstadterfahrung etwas fehlt... Fehlt zur Begründung letztens also das Studium selbst: Kurz - P&E hat mich einfach nicht begeistert können, auch die inhaltliche Konzeption bietet Schwierigkeiten: Zunächst zum persönlichen - Wirtschaftswissenschaften haben mir schlicht keine akademisches Interesse abringen können; Das sollte nicht vergessen oder verwechselt werden: Aber sich für einen Gegenstand zu interessieren und begeistern zu können, ist kein Garant dafür, dass er auch auf akademischen Niveau begeistert - diesem Trugschluss hatte mich im ersten Semester aufgesessen und anschließend eben meine Konsequenzen gezogen; Philosophie ist sicherlich in Ordnung, nur innert P&E kann kaum eine fundierte philosophische Ausbildung gewährleistet werden, was mich zu den Schwierigkeiten der Konzeption führt: P&E ist als sechs semestriger, grundständiger Studiengang angelegt - viel zu kurz um eine m.E. nach sinnvolle, wissenschaftliche Grundausbildung vermitteln zu können: Schon Ein-Fach-Bachelor stoßen mit sechs Semestern an die Grenzen, dessen was als Minimum einer wiss. Bildung zu gelten hat - wie können Zwei-Fach-Bachelor (wie er P&E, wenn nicht auf dem Papier, dann doch ideell ist) dasselbe in der gleichen Zeit leisten: Du wirst weder umfassende Kompetenzen in der Philosophie erwerben, noch in den Wirtschaftswissenschaften - dafür bietet das Studium selbst schlicht nicht genug Raum, zumal ja auch andere Veranstaltungen die etwas aus dem fachwissenschaftlichen Rahmen herausfallen zu belegen; Natürlich gehört das Selbststudium als unverzichtbarer Teil des Studiums zu einer wissenschaftlichen Bildung - nur ist das für solch unterschiedliche Fachwissenschaften gewiss schwierig. Man wird dich also kaum als Philosophen zu 100 % Ernst nehmen können, ebenso wie als Wirtschaftswissenschaftler, sondern eher als Hybride - für den es zwar wachsende Nischen gibt, aber die mögen auch nicht jedermanns Sache sein.
P&E ist daher gewissermaßen ein "Und" - das war für mich nicht zu tragen, ich würde mich selbst als "Entweder-oder-Typen" bezeichnen und daher den Fachwechsel ins Auge gefasst. Gerne vermittle ich dir aber Kontakte zu (noch) P&E-Studierenden, die dir sicher gerne weitere Auskunft geben und auch inhaltlich einige Dinge sicher noch von einem anderen Standpunkt aus beleuchten können.

Viele Liebe Grüße,
Max

Neu ergänzt am 11.06.2014 um 21:29 Uhr